Cd-Besprechung

Deftones - Diamond Eyes

Deftones

Diamond Eyes

Warner
  Vö: 30.04.2010

Bewertung:  11 Punkte
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Journalistische Distanz hin oder her: Die Deftones genießen bei mir Heldenstatus. "Around The Fur" und "White Pony" waren und sind Klassiker, die in der Diskographie meines Lebens Ehrenplätze einnehmen. Nie zuvor bildeten rasende Wut und unerträgliche Verzweiflung so zerstörerisch, so ergreifend eine Einheit in simplen 4-Minuten-Songs. Seitdem ist viel passiert. Harter Konsum weicher Drogen, Streit, ernsthafte Gewichtsprobleme, zwei mediokre Alben und zuletzt der tragische Unfall ihres Bassisten Chi Cheng, der seit November 2008 im Koma liegt. Ihr sechstes Album "Eros", welches sich zu diesem Zeitpunkt in der Entstehungsphase befand, wurde nach mehreren Aufschüben letztlich komplett verworfen. Die Nachricht von der Auflösung dieser so wichtigen Band hätte viele Leute traurig gemacht, doch nur die wenigsten verwundert.

Schon allein deswegen ist "Diamond Eyes" ein besonderes Album. Die Erwartungshaltungen waren nicht niedrig, eher realistisch. Sein Vorgänger "Saturday Night Wrist" wusste durch Vielseitigkeit zu beeindrucken, das Gespür für die Melodie ohne Halbwertszeit schien der Band dafür endgültig abhanden gekommen zu sein. Insofern verwundert es wenig, dass auch "Diamond Eyes" die Welt der harten Musik nicht mehr aus den Angeln heben wird. Trotzdem spielen die Deftones ihre Trademarks wieder gekonnt aus, ohne zur lustlosen Selbstkopie zu verkommen. Das Album lebt von seinen ruhigen Parts, welche von Chino Morenos unglaublicher Stimme vergoldet werden. Hartes Gemoshe ist dafür nicht nötig, darf aber natürlich trotzdem nicht fehlen: "CMND/CTRL" ist einer dieser Songs, der wirklich alles vereint was man an dieser Band liebt, genauso wie die Vorab-Single "Rocket Skates". Mächtige Klangwände aus heruntergestimmten Gitarren, ein sich verzehrender Chino Moreno, fiese Hooks an den passenden Stellen. Auch das traurige Crescendo in "976 Evil" zeigt beeindruckend auf, warum der Plastik-Emocore der letzten Jahre nichts als ein blutleeres Abziehbild der späten Neunziger ist. Als noch keine Goldgräberstimmung herrschte, sobald ein hartes Riff auf eine zarte Gesangslinie traf.

"Diamond Eyes" hat seine Längen und ist mit Sicherheit nicht der Phoenix, der aus der Asche der letzten Jahre steigt. Möglicherweise wird ein solches Album auch nie mehr erscheinen. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass die Deftones sich weigern, ihren Platz in der Musikwelt zu räumen. Und solange Chino Moreno auf der Bühne immer noch Tränen vergießt, wenn er "Change (In The House Of Flies)" ins Mikrofon haucht, sollte auch dem letzten Scheitelträger klar werden, warum das so ist.

11 Punkte (von max. 15)

Benedikt Ernst03.05.2010

TRACKLIST
1. Diamond Eyes
2. Royal
3. CMND/CTRL ***
4. You've Seen The Butcher
5. Beauty School ***
6. Prince
7. Rocket Skates ***
8. Sextape
9. Risk
10. 976-EVIL ***
11. This Place Is Death
[ *** Anspieltipps ]

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