Konzertbericht

Taubertal Festival - Taubertal Feststival 2012

Taubertal Festival

Taubertal Feststival 2012

Rothenburg ob der Tauber
10.08.2012

Es gibt so viele Geschichten über Festivals, schlechtes Wetter, schlechter Sound, schlechte Organisation, Probleme mit der Security, schmutzige Klos, schlechtes Essen, überfüllte Campingplätze… Und DANN kommt man auf das Taubertal Festival und findet nichts davon vor. Es ist die perfekte Alternative zum Stress von Rock am Ring und der Anarchie von Wacken. Hier kann man seinen Spaß haben und das Programm braucht den Vergleich zu den großen Festival Geschwistern nicht zu scheuen.
Direkt am Bahnhof von dem beschaulichen und historischen Städtchen Rothenburg ob der Tauber fahren im 30 Minuten Takt Shuttle Busse zum Festival Gelände und von dort in sehr regelmäßigen Abständen weiter Busse auf den Berg auf der der anderen Seite des Taubertal, wo sich der Hauptcampingplatz befindet. Hier findet man auch am ersten Festivaltag noch genügend Freiraum um sich für die nächsten Tage häuslich einzurichten. Der Supermarkt hat kaltes Bier, nebenan gibt es Kaffee und Nudeln. Was will man mehr? Außerdem hat man die Chance auf den Zeltplatz mit dem Auto zu fahren. Es gibt keine Security Beschränkungen. Dies erspart Zeit und schafft Komfort.
Also ein Bier geöffnet und auf zum Festival Gelände. Es befinden sich bereits einige tausend Leute dort um die schwedischen Party Indie Punkrocker von Royal Republic zu feiern. Optisch viermal James Dean und eine Menge Spielfreude. Später beschweren sich einige Zuschauer, dass diese Band so früh am Nachmittag gespielt hat. So wie die Karriere der vier Jungs aus Malmö bis jetzt verlaufen ist wird sich dies auch sehr bald ändern. Die Broilers können ebenfalls gut nachlegen. Die Wombats aus Liverpool hingegen sind nicht richtig auf Party aus. Während sie in der Vergangenheit immer wieder durch frischen Indie überzeugen konnten, zieht sich das Set im Taubertal etwas in die Länge. Zu wenig Kontakt mit dem Publikum, zu viele Jams. Zeit sich selber nochmal eine kleine Pause zu gönnen. Die Headliner des Abends sind Placebo. Voller Souveränität wird ein starkes Greatest Hits Set durchgezogen. Von „Battle for the sun“ über „Teenage Angst“ bis zum Kate Bush Cover „Running up that hill“ ist alles dabei. Etwas weniger Show als sonst, dafür noch stärkerer Fokus auf die Musik. Mit einem Placebo Konzert lässt sich nichts falsch machen. Letzte Band des Abends auf dem Hauptgelände sind die Über-Newcomer von Kraftklub. Frischer Indie mit eingängigen Melodien und eingängigen, leicht mitsingbaren Texten. Nach der Hälfte des Liedes kann man die Lieder in der Regel mitsingen. Die Kunst daraus immer noch gute Musik zu machen meistert die Band hervorragend. Ein klasse Abschluss des ersten Abends. Die Massen bewegen sich langsam den Berg hinauf Richtung Zeltplatz. Wer immer noch kann biegt noch ab in den Steinbruch wo Egotronic zum späten Tanz einladen, gefolgt von einigen DJ´s ein einer Menge gute Laune.
Es ist Samstag und man wird von Sonnenstrahlen geweckt. Ein ungläubig glücklicher Blick gegen den Himmel und erst einmal Kaffee holen. Viele Besucher pendeln tagsüber nach Rothenburg um hier die kulinarischen Biervorräte wieder aufzustocken, während auf dem Gelände Bands wie Monsters of Liedermaching und Skindred das Publikum für den zweiten Festivaltag aufwärmen. Am späten Nachmittag betritt dann die heimische Antwort auf die Red Hot Chili Peppers und Limp Bizkit die Bühne. Die H Block X aus Münster in ihrem 22igsten Bühnenjahr feiern an diesem Tag ihren 2222igsten Auftritt und wie. Hier braucht es keine große Aufmachung. Sänger Henning steht in Jeans und T-Shirt auf der Bühne. Hier zählt die Musik und der kollektive Party Gedanke. Die aktuelle Platte HBLX ist klasse und deswegen gibt es auch gleich mal 4 Songs von ihr, angeführt vom Opener und der aktuellen Single „Hi Hello“. Das Programm ist schön durchmischt mit Klassikern der beachtlichen Karriere dieser Band. Vor der Bühne wird ausgelassen getanzt und auch die, von den Donots erfundenen, Staubraketen dürfen nicht fehlen. (Jeder nimmt die Hände voll mit Staub und wirft diesen auf Kommando in die Luft. Ein Gefühl wie zwei Schachteln Zigaretten auf einmal zu rauchen, aber ein großer Spaß). Letzter Song ist das Johnny Cash Cover “Ring of fire”. Das Publikum hustet und ist glücklich. Boysetsfire gehen leider etwas im Soundbrei unter, Madsen beweisen sich wie immer als standhafte Festivalband voller, mit Begeisterung gefeierter Mitsingsongs, und Bush zeigen, dass man auch noch mit 40 jung sein kann. Boss Hoss sind leider nicht ganz glücklich platziert auf dem Festival. Es fehlt hier an interessantem Material und, trotz ausgefeilter Show, an Bühnenpräsenz. Präsenz zeigen umso mehr, als letzte Band des Abends, die Theater Trash Punker von „Bonaparte“. Eine durchgehend abgefahrene Bühnenshow, Hits wie „Anti, Anti“ und „Computer“ und eine Menge gute Stimmung im Publikum, welche auch nicht durch die recht niedrigen Temperaturen an diesem Abend getrübt wird.
Es ist Sonntag und die Sonne scheint schon wieder. Es wird doch nicht etwa trocken bleiben? Am Nachmittag geht das Programm weiter und Russkaja schaffen es, die verkaterten und sich in der Sonne badenden Festivalbesucher auf die Beine zu bringen und „eine Kollektiv der Freude“ zu bilden wie es Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria mit herrlichem russischen Akzent ankündigt. Die Show der feurig aufspielenden, aus Österreich stammenden, Ska Band ist wunderbar durchdacht, die Ansagen voller Selbstironie und Witz und Songs „Change“ oder „Psycho Traktor“ zwingen einen quasi auf die Beine und bleiben noch den Rest des Tages im Ohr hängen. Auf der Nebenbühne spielen an diesem Nachmittag die Endrundengewinner des weltweiten Emergenza Bandwettbewerbs. Besonders hervorzuheben sind die deutschen Gewinner des Wettbewerbs, WellBad aus Hamburg. Feinster Blues / Soul im Stil von Tom Waits, vorgetragen in Englisch von Sänger Daniel Welbat, mit einer Stimme die stark an die alte Blues Schule von Leuten wie Howlin Wolf oder auch Tom Waits erinnert. Von letzterem hat Welbat auch gleich die Mimik (dieses, jedes Wort des Liedes mitleiden) und das Outfit (Knautschhut) übernommen. Eine starke Combo von der man noch einiges hören wird. Auf der Hauptbühne wird man kurz darauf etwas brutal wieder in die Gegenwart geholt. Die Metalband Heaven shall burn spielt und geht im Soundbrei unter. Das Publikum trifft eine Soundwand mit vereinzelten Harmonien dazwischen. Social Distortion spielen als nächstes und können auch nicht wirklich begeistern. Zu lustlos wird das Material herunter gespielt, die stimmliche Range von Frontmann Mike Ness liegt bei gefühlten 3 Tönen. Songs wie „I was wrong“ sind ganz klare Hits, aber gehen leider in der Lustlosigkeit etwas verloren. Auch die „schaut her, ich bin immer noch ein harter Kerl“ Ansagen von Ness kommen nicht an. Die Band gibt es bereits seit 33 Jahren, die Motivation ist an diesem Abend allerdings bereits im Ruhestand. Totale Kehrtwende bei dem Hauptprogramm des letzten Festivaltages. Die Beatsteaks aus Berlin. Nach ihrem legendären Auftritt bei Rock am Ring letztes Jahr sind sie offenbar bereit, diesen Sommer noch einen draufzupacken. Mit einem zweiten Schlagzeuger auf der Bühne erhöht sich der Showeffekt und Sänger Armin befindet sich mehr im Publikum als auf der Bühne. Das Programm ist voll bepackt mit Hits wie „I don´t care as long as you sing“ und „Milk and Honey“. Letzte Zugabe ist wie immer “Let me in”, bei der 18 000 glückliche Festivalbesucher noch einmal alles geben und sich anschließend glücklich Richtung Ausgang bewegen. Die Beatsteaks haben aber noch nicht genug und kommen nochmal für eine dritte Zugabe zurück mit einem Song, den Sänger Armin den Beatles seiner Generation widmet. Der Song heißt „Sabotage“ und die Band sind die Beastie Boys. Danach ist endgültig Schluss auf der Hauptbühne. Auf der Nebenbühne rocken noch die kalifornischen Crossover Punker von Zebrahead das nimmermüde Publikum. Danach ist das Festival vorbei und die Besucher trotten ein letztes Mal den Berg zum Zeltplatz empor.
Es war ein tolles, sehr gut organisiertes und friedliches Festival. Ein Lob an die Veranstalter. Und es hat kein einziges Mal geregnet!!!!! Klasse. 2013 gerne wieder.

Konrad Joe21.08.2012

TRACKLIST

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