Interview

Three Minute Poetry - ...mal ne Metal EP machen...

Three Minute Poetry

...mal ne Metal EP machen...

Pünktlich zum Release des neuen Albums und zur Tour von Three Minute Poetry, welche von Bizarre-Radio präsentiert wird, haben wir mit Micha, dem Sänger und Gitarristen von Three Minute Poetry gesprochen.

BR: Es war längere Zeit still um THREE MINUTE POETRY. Außer der Split-EP mit TRIBUTE TO NOTHING im letzten Jahr gab es keine Releases in Deutschland. Wie habt ihr die Zeit, seitdem euer Debütalbum im Jahr 2001 rausgekommen ist, persönlich und als Band verbracht?

Micha: Also wir waren ja konstant live zu sehen, daher war es nicht sooo still um uns. Dazu kamen die Touren mit Tribute To Nothing in Deutschland und England. Als Band haben wir auch die ganze Zeit Songs geschrieben, diese immer wieder umgestellt, verworfen, wieder aufgearbeitet. War ein Gruppenprozess. Persönlich hatten wir ja ein Leben wie alle anderen auch. Arbeit, Uni, Freundinnen, Stress...von allem was dabei.

BR: Euer neues Album “We`re Gonna Need A Bigger Boat“ erscheint am 27. September bei EAT THE BEAT MUSIC. Das Debütalbum “Slowly Learning That Love Is Ok” kam noch bei DEFIANCE RECORDS raus. Warum der Label-Wechsel?

Micha: Wir waren immer recht zufrieden mit Defiance. Als es um's neue Album ging, kam durch Thomas Hannes, der ja auch die Days In Grief-Platte gemacht hat, der Kontakt zu ETB zustande. Wir haben uns halt mal alles genau angeguckt und uns dann für ETB entschieden, da wir mal was ausprobieren wollten und die Jungs machen eine Hammerarbeit. Wir sind sehr froh über unsere Wahl und sind gespannt auf alles was so kommen wird.

BR: Was können wir vom neuen Werk erwarten, seid ihr eurem Stil grundsätzlich treu geblieben oder gibt es gravierende Neuerungen im TMP Sound und was genau steckt hinter dem Titel der Platte?

Micha: Naja, wir haben versucht unseren Livesound auf Platte zu bannen und das hat mit Thomas' Hilfe ganz gut geklappt. Es gibt Songs, bei denen man sofort merkt das wir das sind. Bei anderen könnte es Überraschungen geben. Die Platte ist abwechslungsreicher als die erste, was aber auch daran liegt, das wir zum ersten mal ALLE Songs zu viert geschrieben haben. Der Titel kommt aus dem Film "Clerks", wobei Randall in dieser Szene eigentlich aus JAWS (Der Weisse Hai) zitiert. Hatten halt mal die Idee, alle Leute, die wir so auf Tour kennengelernt haben und die gut zu uns waren immer bei uns haben zu wollen, so für den Fall das es einem mal schlecht geht. Dafür bräuchten wir mittlerweile einfach ein größeres Boot.

BR: Ihr wart eine der ersten Bands in Deutschland, die Schreigesang in ihre Songs integriert hatten und damit in die Nähe rückten von dem, was Bands wie THURSDAY international bekannt gemacht haben. Der Song “Your Friends Are Pigs“ kommt komplett ohne diese Sache aus. Ist dieses Stilmittel auf dem Album geblieben und falls nicht, habt ihr es weggelassen, weil der Wechsel von Sing- und Schreistimme mittlerweile vielleicht einfach zu ausgereizt ist?

Micha: Sagen wir mal so, es hat zu den meisten Songs einfach nicht gepasst. Und nur damit René was schreit so Parts reinzubauen...das wollten wir nicht. Das war eh so ne Grundidee für die Zukunft: wir machen nur Sachen, die uns gefallen. Wenn wir Bock auf nen Polkasong haben dann machen wir das. Wenn die Leute das dann mögen ist es super. Persönlich finde ich es mittlerweile etwas nervig mit den ganzen Schrei/Singbands... unterscheiden die sich eigentlich irgendwie?

BR: Als Vorbote zum Album kommt am 13. September bereits die Doppel A-Seiten Single “Your Friends Are Pigs / The Easy Way Out“ in die Läden. Wie ist es für euch als Band aus dem Independent Bereich eine offizielle CD-Single an den Start zu bringen und wird es auch ein Video geben?

Micha: Die Single ist ja in erster Linie eine reine Promoveröffentlichung für die Clubs und Radios, aber auf der Bühne ist es schon lustig zu sagen: "Jetzt kommt unsere Single".

BR: Durch das neue Label sind THREE MINUTE POETRY nun auch im Hardplace Programm mit dabei, welches ja neben euren Labelmates von DAYS IN GRIEF und FLYSWATTER internationale Bands wie COHEED & CAMBRIA, BOYSETSFIRE oder GOOD CHARLOTTE featured. Wie seht ihr diesen Schritt und welche Möglichkeiten bietet euch diese Plattform als Band?

Micha: Es ist definitv eine Möglichkeit mehr Leute zu erreichen. Warum sollten wir das nicht nutzen? Ist ja nicht so, das wir für irgendwas zweifelhaftes spielen...

BR: Das Label-Info zur neuen Platte greift die leidige Genre-Diskussion gleich selbst auf: „Ja ja, wer will, soll diese Band gleich mit dem schwammigen Begriff ‚Emo’ abstempeln. Hat man seinen Ruf erst einmal weg, ist es eh zu spät. Oder doch nicht? Warum sollen die Wuppertaler Three.Minute.Poetry eigentlich ‚emo’ sein?...“ In welchem Musikbereich würdet ihr euch selbst verordnen oder habt ihr eigentlich schon keinen Bock mehr auf dieses Schubladendenken?

Micha: Von mir aus sind wir auch gerne Emo...Gott, es ist Rockmusik, oder? Wir sind einfach gespannt, wie die Kritiker unsere neue Platte jetzt wohl einschätzen...

BR: TMP Sänger Michael hat ja neben der Band noch sein Singer/Songwriter Projekt SODAPOP (www.thesodapopdiaries.de). Inwieweit nimmt die Band Einfluss auf das Soloprojekt und umgekehrt? Auf euren Konzerten kommen ja teilweise auch SODAPOP Songs zum Einsatz.

Micha: Also, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal nen Sodapop-Song bei ner TMP-Show gespielt habe. Ich trenn das halt. Bei SP spiel ich manchmal TMP Songs, aber sonst...Alle Songideen, die für TMP nicht so passen nehm ich für Sodapop. Schreib gerade Songs für ein erstes Album.

BR: Ab dem 1. Oktober geht es auf große “We`re Gonna Need A Bigger Boat“ Tour durch Deutschland. Wie bereitet ihr euch auf die Tour vor und wird es eher eine Tour zur Vorstellung der neuen Songs oder darf man beruhigt auch auf ältere Hits wie z.B. “Over It“ hoffen?

Micha: Es war schon schwierig ein Set für die Tour zu planen, aber keine Angst... wir spielen genauso viele alte wie neue Songs. Manche muss man evtl einfach anforden ;). Das Set wird jedenfalls lange. Value for money also.

BR: In der letzten Zeit sind viele erfolgsversprechende Bands aus Deutschland mit guten und sehr guten Platten herausgekommen und dadurch auch bekannter geworden: ONE MAN AND HIS DROID // FLYSWATTER // DAYS IN GRIEF // FIRE IN THE ATTIC // ON WHEN READY // MOURNFUL... um nur einige zu nennen. Wie seht ihr diese Entwicklung, gerade auch vor dem Hintergrund, dass größere Label oft über Umsatzeinbrüche jammern wogegen kleinere Indie-Label mit ihren Bands oftmals Erfolge verzeichnen können?

Micha: Es gab doch immer gute Bands, oder? Die Sache ist doch, das meiner Meinung nach die Chartkids das meiste brennen. Die Indiefans wissen, da oft selber Musiker, wie schwer das ist ne Band zu haben, die mehr ist als nur ein Hobby. Deswegen gehen die öfters auf Shows und nehmen dann auch mal ne CD mit. Vielleicht liegt es daran...

BR: Wie sieht eure Bandplanung für die nächste Zeit aus, also auch für den Zeitraum nach Albumveröffentlichung und Tour? Habt ihr euch als Band konkrete Ziele gesteckt oder lasst ihr eher alles auf euch zukommen?

Micha: Wir wollen definitiv nicht so lange mit Album 3 warten ;). Erstmal die Tour spielen, hoffentlich bald wieder nach England. Ich hab meinen Soloscheiss, ansonsten wollten wir mal ne Metal-EP machen, so Richtung Converge...mal sehen, ob wir das machen.

BR: Zum Abschluss noch der Klassiker unter den Interviewfragen: Bitte nennt 5 aktuelle Lieblingsplatten und 5 essentielle Alben, die in keinem Haushalt fehlen dürfen.

Micha: Also, aktuell:
1. Death Cab For Cutie - Tansatlanticism
2. Outkast - Speakerboxxx/The Love Below
3. Nathaniel Green - Same Time Tomorrow
4. The Postal Service - Give Up
5. The Blood Brothers – Crimes

Classics:
1. The Beatles - White Album (ausser Obla-Di Obla-Da!!!!)
2. Queen - Sheer Heart Attack
3. Muse - Origin of Symmetry
4. Weezer - Pinkerton
5. Cave In -Jupiter (oder doch lieber Braid- Frame & Canvas???)

Bogatzke 06.09.2004

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