Interview

Mallory Knox

Mallory Knox über Mordfantasien, Fußball und das beste Album ihrer Karriere

Mikey Chapman, seines Zeichens Sänger der britischen Band Mallory Knox, fläzt gemütlich in den dicken Ledersitzen seines Tourbusses. Mit tief in die Stirn gezogener Wollmütze und Brille erkennt man ihn wenig später beim Konzert im Technikum kaum wieder. Der riesenhafte Tourbus ist ein Zeichen dafür, dass Mallory Knox endgültig in der ersten Liga angekommen sind. Vorne am Bus verrät ein Sticker den Vorbesitzer: die Landsleute von Enter Shikari waren zuletzt damit unterwegs. Ein Ritterschlag und ein Vorzeichen: Genau deren Popularität wollen Mallory Knox erreichen.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn im Gegensatz zu den britischen Genrekollegen à la Bands wie Young Guns, Deaf Havanna oder We Are The Ocean haben Mallory Knox auch auf ihrem Zweitwerk „Asymmetry“ ihre Ecken und Kanten bewahrt. Stadiontauglicher Alternative-Rock mit harten Elementen, das ist der Grund warum sie in UK derzeit einen Erfolg nach dem anderen feiern können. Ein weiterer Grund sind die eingängigen radiotauglichen Singles, die sie den genannten Bands voraus haben. Britische Radiosender, wie das renommierte BBC Radio One, spielen Mallory Knox rauf- und runter. Von den über eine Million Zuhörern bei Spotify ganz zu schweigen…


Euer letztes Konzert in München war im Dezember 2014 als Vorband von One OK Rock – wie hat sich eure Band seitdem entwickelt?

Mikey: 2014 hört sich so an, als ob das schon ewig her wäre. Tatsache ist, dass jeder Einzelne von uns sich als Persönlichkeit weiterentwickelt hat. Wir sind alle erwachsener und reifer geworden…okay, ich bin vielleicht die Ausnahme (lacht). Die Tour damals war schon sehr gut, aber heute haben wir viel mehr Bühnenerfahrung. Die Vans Warped Tour und die Touren in den USA mit Sleeping With Sirens haben uns da sehr weiter gebracht. Und seitdem hat sich hier in Deutschland glaube ich auch unser Bekanntheitsgrad erhöht, damals war unser Album hier ja noch gar nicht erschienen. Wir nehmen deshalb auf dieser Tour den Faden von 2014 wieder auf und versuchen, auch auf dem Festland bekannter zu werden. Richtig toll waren natürlich im letzten Jahr unsere Festivalshows bei Rock am Ring und Rock im Park! Wir haben da nachmittags vor fast 10.000 Leuten im Zelt gespielt, das hätte ich niemals erwartet!

Bassist Sam Douglas betritt den Raum und entschuldigt sich für sein Zuspätkommen. Lächelnd deutet er auf seine Flasche Bulmer’s Cider und versichert wie froh er sei, dass es diese nun endlich auch in Deutschland zu kaufen gebe - Ein nachvollziehbarer Grund für die Verspätung.

Was ist der Unterschied zwischen Konzerten in UK und hier in Deutschland?


Sam: Ich würde sagen, dass die Fans hier euphorischer sind. Auch wenn sie uns noch gar nicht kennen, sind sie binnen kurzer Zeit mit dabei und werden richtig laut. In England sind so viele Rockshows im Monat, da ist die Begeisterung bei Leuten die uns noch nie gesehen haben meistens nicht so groß. Natürlich, wenn wir vor unseren Fans spielen, dann ist die Stimmung in England großartig.

Merkt ihr keine Sprachbarrieren hier in Deutschland? Ich finde die Stimmung bei Konzerten in England immer besser, weil alle die Texte kennen und mitsingen?

Sam: Stimmt, darüber habe ich noch nie wirklich nach gedacht…andererseits versteht dann in unserer Heimat ja auch immer jeder, was für einen Mist wir in unseren Songs verzapfen (lacht). Aber du hast schon Recht, in UK wird bei unseren Konzerten immer sehr viel mitgesungen, ich glaube weil unsere Texte auch zum Mitsingen einladen.

Auf der Suche nach einem gut klingenden Bandnamen habt ihr euch zufällig nach der Killerin Mallory Knox in Quentin Tarantinos Film „Natural Born Killers“ benannt. Ist es nur ein weiterer Zufall, dass ihr Partner Mickey im Film heißt?

Mikey: (lacht) Das ist auf jeden Fall ein Zufall, daran haben wir damals gar nicht gedacht. Ich schaue eigentlich nur selten Filme, aber einige andere aus der Band sind richtige Filmfreaks und die hatten die Idee. Uns ist das damals gar nicht gleich aufgefallen, dass ihr Partner so ähnlich wie ich heißt. Ich habe auf jeden Fall keine Mordfantasien…

Sam: Wir wollten einen offenen Bandnamen, der keinem Genre zuzuordnen ist. Wenn man einen bestimmten Bandnamen, wie z.B. “Suicide Silence” auswählt, dann muss man als Band fast schon Death-Metal machen. Mallory Knox ist mehrdeutig und steckt uns in keine konkrete Schublade und lässt so das Genre offen.

Habt ihr auf „Asymmetry“ ein Lieblingslied?

Sam: Für mich wäre das „She took him to the Lake“, einfach weil es so einen grandiosen Vibe hat.
Mikey: Ja, das ist auch mein Lieblingslied. Ich mag den Song so gern, weil er ein bisschen diesen epischen Touch hat und gleichzeitig dunkel und geheimnisvoll wirkt…und es ist cool, dass wir ein siebenminütiges Lied hinbekommen haben. Eigentlich enthält das Lied drei Lieder auf einmal, die wir aus meiner Sicht aber echt gut miteinander verknüpft haben.

Was hat euch beim Schreiben des Songs inspiriert?

Sam: Ich habe mich an Mark Hoppus von Blink 182 orientiert und versucht, meine Background-Vocals so wie er zu singen.

Die Herren von Blink 182 lassen sich ja gerade ziemlich Zeit beim Aufnehmen ihrer neuen CD…Gibt es bei euch schon Pläne für ein neues Album?

Mikey: Wir sind schon recht weit mit dem Schreiben der Songs, aber waren noch nicht im Studio. Und wir haben auch keinen konkreten Zeitplan, deshalb kann ich dir leider kein genaues Datum nennen. Es wird aber auf jeden Fall in nächster Zeit ein neues Album geben. Wir werden alles dafür tun, damit es das beste Songmaterial wird, das es bisher von uns zu hören gab.
Sam: Das sagt wohl jede Band oder?
Mikey: Ja, aber ich meine das auch so! (lacht)

Heute kaufen Immer weniger Leute Alben, sondern laden sich die Songs lieber illegal im Internet oder nutzen Streaming-Dienste wie Spotify – Kommt bald die Zeit, in der Bands einen Zweitjob brauchen, um sich über Wasser halten zu können?

Mikey: Das ist eine sehr interessante Frage und schwierig zu beantworten. Ich würde sagen, das Internet hat seine guten, aber auch seine schlechten Seiten. Wir wären zum Beispiel ohne das Internet niemals so schnell bekannt geworden.
Sam: Ja, wir haben allein bei Spotify 1 Million Zuhörer, das hätten wir ohne das Internet nie erreicht. Und wenn sich die Leute unser Album herunterladen und dann Freunden davon erzählen, dann bekommen wir neue Hörer, die sich dann vielleicht ein Konzertticket oder Merchandise kaufen. Das ist ein guter Weg, um bei Touren die Hallen zu füllen.
Mikey: Zum Glück sind wir mittlerweile durch den Erfolg aus den Bereichen hinaus, wo wir einen Zweitjob brauchen würden. Um als Band heutzutage Erfolg zu haben, braucht man aber vor allem sehr viel Glück.

Wie verbringt ihr die Zeit im Tourbus?

Mikey: ich schlafe viel, das ist wirklich wichtig wenn man so viel unterwegs ist. Sonst zocke ich Age of Empires oder so. Ich schaue mir auch gern die Städte an, die wir besuchen. Morgen zum Beispiel haben wir einen Tag frei, da wollen wir uns ein paar Sehenswürdigkeiten in München anschauen. Ansonsten trinke ich vor Auftritten keinen Alkohol, das schont die stimme. (grinst)
Sam: Ich trinke schon, aber auch nicht zu viel vor Auftritten. Sonst spiele ich stundenlang Fußballmanager, da kann ich richtig die Zeit vergessen.

Seid ihr Fußballfans?

Sam: Ich bin Fan von Cambridge United, aber die sind nicht wirklich gut…In der Premier League mag ich Newcastle und Tottenham sehr gerne.

Im März spielt Deutschland gegen England in Berlin – Wie geht’s aus?

Mikey: oh ihr werdet uns richtig fertig machen..
Sam: Ja, ihr habt einfach ein total gutes Team, gegen euch als Weltmeister haben wir keine Chance. Obwohl wir in Freundschaftsspielen meistens gut gegen euch aussehen.
Mikey: Aber in den wichtigen Spielen verlieren wir dann immer hoch…
Sam: Außer 2001, daran erinnere ich mich noch ganz genau, wie wir in München 5:1 in der WM-Quali gewonnen haben.
Damals hat sogar Michael Owen dreimal getroffen…
Sam: Ja, das war auch das einzige Mal, dass er so oft getroffen hat. (lacht)

Eine letzte Frage: Sehen wir euch im Sommer zur Festivalsaison wieder in Deutschland?

Mikey: Wir würden sehr gerne so schnell wie möglich wieder nach Deutschland kommen. Leider haben wir aber noch keinen konkreten Zeitplan, aber es wäre richtig cool, wenn wir schon im Sommer wieder hier wären.
Sam: Oder vielleicht auch mal Ende des Jahres als Headliner.

Michael Hellstern01.03.2016

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