Interview

Instil - Fire reflects in ashes

Instil

Fire reflects in ashes

Vor einiger Zeit hatten wir hier bei Bizarre-Radio ein Review zu "Fire reflects in ashes", dem ersten Longplayer von Instil aus den Niederlanden veröffentlicht. Nun standen uns die fünf Jungs für ein Interview parat und gewährten uns einen kleinen Einblick hinter die Kulissen von Instil:

Eigentlich jeder, der den Beschluss fasst eine eigene Band zu gründen, hat vorher lange Jahre selbst als Konsument den musikalischen Machwerken irgendwelcher Vorbilder gelauscht. Wer waren diese Vorbilder in eurem Fall?

Als Instil gegründet wurde, kamen die Bandmitglieder alle aus einem Umfeld in dem vor allem Oldschool gespielt wurde. Der Hauptgrund war, dass die Provinz in der wir alle lebten (ausser Sander, der kam später dazu) hauptsächlich von Oldschoolbands dominiert wurde. Bands, die Metalelemente in ihre Musik einbrachten waren einfach nicht sehr häufig; wahrscheinlich durch eine Kombination von konservativer Einstellung unter den Leuten und eine Wissenslücke über andere mögliche Einflüsse (die meisten Leute waren auf ihren lokalen Plattenladen und das Kassetten-tauschen mit Freunden beschränkt).

Ein anderer Faktor war unser Mangel an musikalischem Wissen (bis auf Jaap). Wir hörten eine Menge Bands mit denen wir mitspielen und üben konnten, und wenn wir es spielen konnten verfeinerten wir unsere neuen Fähigkeiten auf unseren Instrumenten. Dies führte zu neuen Möglichkeiten und dadurch fing unser Sound an sich zu entwickeln und Fortschritte zu machen. Und als die Metamorphose (das ist das beste Wort glaube ich) startete, fingen wir nach Meinung der Musikszene in der wir waren an, unsere Identität zu verlieren. Die Leute konnten nicht echt begreifen was wir wollten, und wir begannen den Kontakt zu der Szene zu verlieren.

In einer Periode von ungefähr zwei Jahren waren wir sehr beschäftigt damit zu proben (wir schrieben eine Menge Songs), und damit, neue Techniken zu entwickeln. Und einhergehend mit der wachsenden Popularität des Internets bekamen wir neue Einflüsse und entwickelten den Sound unserer Musik.

Also ja, wir fingen an Bands wie Slapshot, Sick Of It All, Backfire, Judge, etc. zu hören, danach eher Bands wie Length Of Time, Heaven Shall burn, Caliban, etc. Jetzt ist unser Spektrum so vielfältig, dass wir unsere Einflüsse eigentlich aus allen Musikrichtungen ziehen. Weil alle Mitglieder von Instil persönlich so unterschiedlich voneinander sind, ziehen wir unsere Einflüsse aus einem grossen Feld von Musik wie Pop, Rock, Metal, Indie, Jazz, etc.
Aber es ist nicht nur Musik die uns inspiriert Musik zu schreiben…eigentlich kann unsere Inspiration in jedem Aspekt des täglichen Lebens gefunden werden. Aber um etwas genereller zu sein zieht Instil momentan die Einflüsse hauptsächlich aus Bands wie Death, Soilwork, Hatebreed, Meshuggah, The Haunted.. Aber wie vorher bereits gesagt, das ist nur der sichtbare Teil der mit einem grossen unsichtbaren Teil verbunden ist…

Wo wir gerade dabei sind in euren CD-Regalen zu stöbern - was könnten wir dort an beschämenden Ausrutschern aus der Vergangenheit finden? :-) Was sind die peinlichsten CDs die sich dort verstecken?

Haha, HARD RESISTANCE! Jeder sollte die auschecken…die sind super!

Mit Erstaunen las ich, dass auf eurem Promo-Flyer die Rede von einer "autodidaktischen Band" war. Habt ihr euch unter den leidvollen Ohren eurer Nachbarn und Familien eure Instrumente komplett selbst beigebracht? Oder nahm doch der ein oder andere von euch Unterricht?

4/5 von Instil sind autodidaktisch. Jaap ist musikalisch am meisten ausgebildet. Er hatte ungefähr 10 Jahre Schlagzeugunterricht (von 6-16). Das war eher genereller Schlagzeugunterricht. Kurz bevor er aufhörte sagte sein Lehrer ihm dass er ihm nichts mehr beibringen könne, und dass er bereit für Unterricht am Konservatorium sei. Jaap entschied sich aber dass er kein „professioneller" Berufsmusiker sein wollte, und ging deshalb Orthopädagogik an der Uni studieren.
Sander hatte ein paar Stunden Gitarrenunterricht, aber hat sich auch fast alles selbst beigebracht.. Arnold, Rene und ich sind komplette Autodidakten. Was ganz lustig zu wissen ist, ist dass als wir anfingen, Rene einen Bass von einem Freund auslieh und Arnold singen wollte. Später entschieden die beiden sich aber die Rollen zu tauschen, denn singen war schlecht für Arnold‘s Stimme, und Bass spielen war nicht gut für Rene‘s Brieftasche.

Ich selbst fing an Gitarre zu spielen als ich 21 war (jetzt bin ich 26). Das kam aus einem unkontrollierbarem Drang heraus Gitarre zu spielen- nicht einfach irgendein Instrument, ich wollte wirklich Gitarre spielen. Ich fing erst so spät wegen meinen Eltern an. Die erlaubten mir nicht Gitarre zu spielen, nach einiger Zeit kaufte ich aber einfach eine. Dann fing ich an eine Menge zu üben, ich spielte eine Menge zu Bands die ich mochte mit, und wenn ich eine Fähigkeit gut erlernt hatte lernte ich etwas Neues. Ich glaube ich habe ein gutes musikalisches Gehör durch das Mitspielen entwickelt. Jetzt spiele ich nicht mehr mit…Ich möchte lieber auf meine eigene Kreativität vertrauen wenn ich neue Dinge lerne. Ich glaube dass das ein guter Weg zu lernen ist. Ich meine, ich glaube Musikunterricht ist sehr gut um die Theorie und die richtigen Techniken zu erlernen, aber der grosse Nachteil ist, dass man total mit furchtbaren Klischees vollgestopft wird, die die eigene Kreativität nicht echt unterstützen.

Vermutlich wirft Instil (noch!) nicht genug ab, um davon den Porsche und die Ferienvilla in Florida zu finanzieren. Was macht ihr nebenbei noch, um das nötige Kleingeld zu verdienen? Habt ihr noch ganz gewöhnliche Alltagsjobs im Büro oder beim Bäcker um die Ecke?

Haha, eigentlich studieren fast alle von uns noch. Rene ist der einzige der schon Vollzeit arbeitet. Er ist Chef einer Internetfirma, die er mit Freunden von seinem Studium zusammen gegründet hat. Mit dieser Firma hatte er auch die Möglichkeit ein Plattenlabel mit zwei Leuten von dem E-Zine / Shop Codex4.org aufzurichten. Er ist ziemlich beschäftigt damit, aber es läuft sehr gut. Die haben sogar schon Praktikanten dort. Der Name des Plattenlabels ist Garden of Exile, and Du weist vielleicht dass Instil auch auf diesem Label ist. Zwei andere Bands sind ausserdem 37StabwoundZ und Rectify.
Arnold studiert Informations-und Kommunikationswissenschaften an der Uni. Letztes Jahr hat er seinen Journalismuskurs bestanden und arbeitet nun als Freelancer in diesem Feld. Er hat auch einen Job als Chauffeur.
Sander studiert noch um Grundschullehrer zu werden, und hat einen Putzjob.
Jaap studiert wie gesagt Orthopädagogik an der Uni.
Ich studiere Graphikdesign an einer Kunsthochschule, habe auch einen Putzjob und arbeite ab und zu als Freelancer nebenbei.

Die Lyrics auf "Fire reflects in ashes" sind weit entfernt von banalen Metal-Klischees und verdienen es allemal gelesen zu werden. Laut Booklet stammen sie aus der Feder von Rene und Arnold. Schreibt ihr sie zu zweit als Team, oder steuert jeder für sich im Alleingang ein paar Songs bei? Woher nehmt ihr die Ideen und Anregungen für eure Lyrics?

Die Lyrics werden meistens von Arnold und Rene zusammen geschrieben. Die beiden haben Ideen für Konzepte und Lyrics, und Arnold ist eigentlich derjenige der alles aufschreibt und zu fertigen Lyrics zusammenfasst. In vielen Fällen wenn es Ideen für Lyrics gibt, arbeiten Arnold und Rene ihre Ideen zusammen auf dem Computer aus, die Bandmitglieder lesen die Lyrics danach auch nochmal und geben ihre Ideen dazu, und dann macht Arnold die endgültige Version fertig.
Die Themen sind sehr unterschiedlich, sind aber meistens durch alltägliche Sachen inspiriert. Die Lyrics können in zwei Kategorien aufgeteilt werden: Sozial-kulturell, politisch oder emotional. Der Song „To the manner born" handelt zum Beispiel von Massenverhalten. Wir finden, dass Menschen mehr auf das Innere achten sollten und ihrem eigenen Weg folgen sollten, anstatt zu gucken was andere Menschen machen und anzunehmen dass das auch das Richtige für sie selbst ist. Die Leute sollten also selbständiger sein.
Der Song „Time love and memories" ist ein eher romantischer Song der davon handelt, das Leben in jedem Moment in vollen Zügen zu geniessen.

Auch das Artwork im Booklet von "Fire reflects in ashes" ist durchaus sehenswert. Wart ihr daran ebenfalls beteiligt? Spielt die Aufmachung eines Albums für euch eine große Rolle, oder dreht sich alles allein um die Musik?

Es ist ein totales Paket…Wir konzentrieren uns nicht nur auf die Musik, sondern auch auf das Artwork und unsere Auftritte. Musik ist trotzdem DER Hauptfaktor. Als wir z.B. das „Fire reflects in ashes" Album schrieben, starteten wir mit den Songs und Texten. Danach fingen wir an das Konzept des Albums zu diskuttieren. Wir dachten „Fire reflects in ashes" würde gut als Albumtitel passen, und ich bat jedes Instil-Bandmitglied seine eigenen Gedanken zu dem Satz aufzuschreiben. Das Resultat war, dass jeder total unterschiedliche Gedanken aufgeschrieben hatte, so dass es schwer war ein Konzept auszusuchen und sich wirklich darauf zu konzentrieren. Ich entschied mich lieber dafür „Fire reflects in ashes" als Metapher zu gebrauchen, so dass jeder sich seine eigene Bedeutung dazu denken kann. Die Hauptidee ist jedoch, dass wenn etwas passiert, man durch Geschehen und Reaktionen die das Ereignis verursacht hat, in die Vergangenheit zurückblicken kann. Dies kann auf verschiedenen Ebenen interpretiert werden…persönlich, emotional, global, sozial-kulturell, politisch…wonach du dich auch fühlst.
Graphisch ist die Idee ziemlich rundheraus. Das Booklet ist in zwei Teile unterteilt: Das Farbschema im ersten Teil des Booklets ist Rot-Orange und ähnelt „fire" (Feuer), das Farbschema im zweiten Teil ist Blau-Lila und ähnelt „ashes" (Asche) oder einem Ort wo es kalt ist, oder wo auf jeden Fall keine Wärme vorhanden ist. Wir kombinierten das mit dem Faktor leben in diesem Moment, was in einer Graphik resultierte die eine Figur zusammen mit einer Uhr ohne Zeiger abbildet.
Also ja, ich finde das Artwork spielt eine wichtige Rolle weil es das erste ist was die Leute sehen wenn sie unsere Musik nicht kennen. Deshalb sollte das Artwork die Musik und ihren Inhalt widerspiegeln.

Die vergangenen Jahre waren für die Band ebenso Ereignis- wie auch erfolgreich. Wie wird es nun mit Instil weitergehen? Was sind eure Pläne für die kommenden Jahre?

Also wir haben noch keinen 5-Jahres-Plan oder so etwas vorbereitet. Im Moment ist unser Hauptanliegen ganz viele Shows zu spielen um unser Album zu unterstützen. Ausserdem sind wir beschäftigt damit Kontakte in Griechenland, Schweden, Japan und in den USA aufzubauen, weil wir dort sehr gute Reaktionen zu unserer Musik bekommen haben. Im Moment schreiben wir auch gerade wieder neue Songs für unsere nächstes Release, aber da gibt es noch keine konkreten Daten.

Vielen Dank für die Mühe die wir euch gemacht haben :-) und wir sind jetzt schon gespannt darauf wann wir euer nächstes Album hier vorstellen können werden.

Wir danken euch auch.
Joop / Instil

Christian Euler06.01.2005

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