Cd-Besprechung

SAND.IG

Waren des täglichen Bedarfs

Musicflash (SPV)
  Vö: 07.03.2005

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  10.2 Punkte
Stimmenzahl: 11

Was sind wohl die Interpreten deutschersprachiger Rockmusik von "SAND.IG"? Ja, sie sind Wahlberliner. Stephan Brüning singt, Sebastian Graue spielt Bass, Maik Bzdziuch haut auf die Drums und Robert Goldbach bearbeitet die Gitarre. Sie orientieren sich an Vorbildern wie "Shellac", "Sonic Youth", "Radiohead", "dEUS" und "Trans Alm" und man muss sagen, man findet fast alle Stile und Richtungen auf "Waren des täglichen Bedarfs" wieder.

"SAND.IG" machen rockige Songs, die durch Instrumentierung und Gesang vorantreiben. Deutlich wird dies schon beim Einstiegssong "Transporter", der mit Verzerrern und wiederholten Textpassagen den Hörer mitreißt. Auch textlich können "SAND.IG" etwas bieten. "Tom Turm" erzählt eine komplette Geschichte mit zurückhaltender Instrumentierung während des Gesangs. "Tom Turm" geht mit seinen ausklingenden Gitarrentönen direkt in "Einsamanie" über. Der ruhigere Song lässt dem Hörer etwas Zeit zur Besinnung und kommt an dieser Stelle genau richtig, um "SAND.IGs" Mehrseitigkeit zu zeigen und negativer "Einheitlichkeit" vorzubeugen. "Boot" und "Kopfschwanger" knüpfen mit ihrer ruhigen Seite an und zeigen meiner Meinung nach die bessere Seite von "SAND.IG". Sie sind absolut in der Lage, auf Melodien und ruhigen Tönen basierende Musik zu machen. "Kopfschwanger" ist eines der textlich besonders gelungenen Songs, was bei deutschsprachiger Musik immer wichtiger wird.
Ein ca. ein- bis zweiminütiges Instrumentalstück in der Mitte des Albums scheint zu den neuen Trends in der deutschen Musikszene geworden zu sein. Auch "SAND.IG" schließen sich mit dem anderthalbminütigen "Fünf" und "Sieben" an. Wie nützlich das ist, bleibt noch ungeklärt, aber die Songnamen verraten strategisches Vorgehen.
"Visier" liegt von seiner Konstruktion näher am gängigen "Radiorock" und ist wohl massenverträglicher, als die anderen Songs auf "Waren des täglichen Bedarfs" und dazu noch sehr gut. "Jugend in Narkose" wirkt durch den Einsatz der Gitarre besonders melodiös und kann durch Text, Gesang und Instrumentierung überzeugen.
Auch gegen Ende des Albums nehmen "SAND.IG" nicht mehr die Fäden aus den ersten zwei Songs auf, sondern führen den ruhigeren Verlauf des Albums fort. "Multiple" basiert fast ausschließlich auf seinem "Sprechgesang", wie "Komm Wach Mit Mir Auf", die erste Veröffentlichung aus dem Album mit einigen rockigen Passagen. "Himmlischer Frieden" hingegen lebt von seinem gekonnten Gitarreneinsatz, der stellenweise Lounge-Stimmung vermittelt, um dann zu rockigen Riffs zu werden.

Die doch sehr aggressiven Klänge aus den beiden Anfangssongs werden im weiteren Verlauf des Albums nur noch passagenweise aufgegriffen. Vielmehr scheint das Album gegen Ende immer "softer" zu werden. Für meinen Geschmack genau richtig, aber inkonsequent. Alles in allem ist "Waren des täglichen Bedarfs" ein durchaus gelungenes Album mit seinen Stärken und Schwächen, das erst nach mehrmaligem Hören wirklich ankommt und sich entfalten kann.

9 Punkte (von max. 15)

Maja Schwob06.03.2005

TRACKLIST
1.Transporter
2.Tom Turm
3.Einsamanie
4.Boot
5.Kopfschwanger***
6.Fünf
7.Da Ist Doch Was Im Busch
8.Visier***
9.Jugend In Narkose***
10.Motiv
11.Sieben
12.Multiple
13.Komm Wach Mit Mir Auf
14.Himmlischer Frieden
[ *** Anspieltipps ]

LINKS

Leserkommentare

Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.

  • Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.

BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT