Cd-Besprechung

Lacrimosa - Sehnsucht

Lacrimosa

Sehnsucht

Hall of Sermon
  Vö: 08.05.2009

Bewertung:  14 Punkte
Leserwertung:  14.8 Punkte
Stimmenzahl: 4

Sehnsüchte ziehen sich seit Lacrimosas Anfängen in den frühen 90ern durch ihre Texte und die Musik. Eine echte Überraschung ist der gewählte Albumtitel also nicht. Auch musikalisch zeigen sich die beiden Wahlschweizer, die sich in der Schweiz als deutsche Band, in Deutschland aber als schweizerische Band fühlen, eher wenig experimentierfreudig. Den Fans wird es auffallen: Lacrimosa gehen wieder mehr zurück zu den Wurzeln. Etwas mehr Elektronik, Anne tritt wieder etwas mehr in den Vordergrund und Tilos Gesang erinnert teilweise an die Zeiten aus „Angst“.
Viele Fans werden sich insgeheim diese Beständigkeit gewünscht haben, eine wunderbare Rückkehr in Richtung „Elodia“, wenn auch „Sehnsucht“ nicht ganz dieses Niveau erreicht. Es fehlen einfach die Ohrwürmer, aber darauf war Mastermind Tilo wahrscheinlich auch nie aus.

Authentisch ist wohl das Wort, dass die Texte am besten beschreibt. Größtenteils autobiografisch, sind die erzählten Situationen immer derart verfremdet, dass jeder Hörer für sich selbst Interpretationen finden kann.

Thematisch knüpft „Sehnsucht“ natürlich auch wieder an den 2005er Vorgänger „Lichtgestalt“ an. 1 ½ Jahre arbeiteten Tilo Wolff und Anne Nurmi an dem Werk und wollen es nun endlich auf den Bühnen der Welt präsentieren.

Auch „Sehnsucht“ klingt wieder nach einem Soundtrack zu emotionalen Texten, der klassische mit rockigen und Metalelementen verbindet. Thematisch verarbeitet jeder Song das Thema der Sehnsucht, auch wenn das Wort nur ein einziges Mal formuliert wird. Tilo beweist wieder einmal meisterhaftes Geschick im Umgang mit Worten, die das Herz berühren. Überhaupt hört man Lacrimosa am besten mit dem Herzen. So findet sich in „Mandira Nabula“ die Sehnsucht nach der Ferne und nach Aufbruch thematisiert. „A.u.S.“ beschreibt die Sehnsucht nach Anerkennung, nach der wohl fast jedes Individuum strebt. „Feuer“ stellt nicht nur die Verbindung zum Cover her, es beschreibt auch das Aufflammen der Sehnsucht. Das ironische „Prayer for your heart“ zeigt eine eher wenig bekannte Seite an Lacrimosa und beschreibt gleichzeitig die Sehnsucht nach Seelenfrieden. „Der tote Winkel“ wiederum thematisiert die Sehnsucht nach Erlösung und mündet schlussendlich in „Koma“, das die Sehnsucht nach dem Leben selbst vertont und den Kampf gegen den emotionalen Tod zurück in das Leben. Ein überaus würdiges Finale, das automatisch wohl wieder den Anfang des nächsten Werkes verrät und auf einiges hoffen lässt!

Man hat die Auswahl zwischen der normalen Albumversion und einer Special Edition, auf der zwar die gleiche Tracklist zu finden ist. Es handelt sich bei den Songs aber um alternative Aufnahmen, die teils radikal andere Versionen aufweisen. Wer Lacrimosa schon live erleben durfte, könnte auch bereits festgestellt haben, dass Tilo dort gerne eine andere Herangehensweise an die Songs wählt.

Mittlerweile hat sich das Duo einen Status erarbeitet, in dem man entweder mag, was sie machen, oder eben nicht. Die Grauzone ist verhältnismäßig klein. Da Tilo Wolff auch konsequent seinen Stil verfolgt, wird sich daran nicht viel ändern, aber Gott sei Dank ist ihm das auch egal. Die Fans werden über „Sehnsucht“ wieder dankbar sein und für eine gute Stunde der Wirklichkeit entfliehen können.

14 Punkte (von max. 15)

Conny König07.05.2009

TRACKLIST
1. Die Sehnsucht in mir
2. Mandira Nabula
3. A.u.S.
4. Feuer ***
5. A Prayer For Your Heart
6. I Lost My Star In Krasnodar ***
7. Die Taube
8. Call Me With The Voice Of Love
9. Der tote Winkel ***
10. Koma ***
[ *** Anspieltipps ]

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