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Popkomm - Ein Erlebnisbericht

Popkomm

Ein Erlebnisbericht

Popkomm 2006 bei dem Visionsmagazin - die größte Party gewinnt nicht immer

Eine Menge komprimierter Abendveranstaltungen finden in diesen Tagen in Berlin wegen der Popkomm statt.
Seitdem die Popkomm von Köln nach Berlin umgezogen ist, besteht für die nicht in der deutschen Musikhauptstadt ansässigen Arbeitnehmer der Branche ein weiterer Grund, sich im September dorthin zu begeben.
Für alle anderen liegt es nah, denn der Weg ist nicht weit weg und das Programm wenig abwechslungsreich als das jahresüblichen Prozedere. Trotzdem waren wieder viele Leute da - wegen einigen Bands, die außerhalb ihrer Tourneen die Gelegenheit nutzen, vor einem "besonderen" Publikum aufzutreten - schließlich sind Semesterferien und die Jugend des Landes strömt es in diese Stadt, ihren Bekannten einen Besuch abzustatten.

Zwei Tage, zwei Veranstaltungen, eine Vision: die Welt retten! Musik ist das Gegenmittel zu Frust und Aggression, Livekonzerte mitunter eine kathartische Erfahrung - ob stromlinienförmiges Stehen, Staunen, Applaudieren oder grotesk zur Bühnenshow Tanzen - nur die Party hat gefehlt. Dafür Freigetränke für jene, die vom Veranstalter den Bierbonus innehaben. Natürlich gibt es auf jeder der Events ein klientelübliches Gebaren.
Welche Veranstaltung hat sich nun wirklich gelohnt? Die auf der Bands für hohe oder niedrige Gagen spielten?
Mittwochabend im großen Kesselhaus geht es auf der Visions-Goes-Popkomm los, bei der folgende bekanntere Musikgruppen gespielt haben: Gem, Trashmonkeys, Pale, Radio 4 und Sugarplumfairy.
Und am Donnerstag die Konzertparty im Magnet Club mit diesem Line-Up: Cartridge aus Dänemark, Leo Can Dive aus Deutschland und den schwedischen Bands David and the Citizens sowie mit Kristoffer Ragnstam.

Gem haben auf dem diesjährigen Haldern Pop-Open Air Festival mit starken Songs als Eröffner überzeugen können und sind nun aufgerufen worden als erste für das Musikmagazin "Visions“ an den Start zu gehen. Sie versuchen, eine halbgefüllte Halle zum Grooven zu bringen, ehrlich gesagt gelingt es ihnen aber nicht so richtig. Dafür aber den Trashmonkeys aus Bremen, die als nächste dran sind. Kurz nach dem zügigen Bühnenumbau, sieht und hört man verschwitzte Instrumentalisten und einen anheizenden Sänger. Das Publikum geht mit und ein Coversong von den Kinks rundet die gelungene Performance ab.
Danach beruhigen Pale mit elegischen Songs die Atmosphäre, es ist voll geworden im Kesselhaus und die Tontechnik hat die Akustik endlich im Griff: bei dieser Art von Musik ist das Klangerlebnis sogar zufrieden stellend.
Zwischendurch pausiere ich, lasse mich im Popmusikzimmer bei gediegener Beschallung nieder um dann draußen eine Weile frische Luft durchzuziehen. Die Lust auf Radio 4 steigt. Es hat lange gedauert bis sie endlich spielen können. Und ich bin froh, als es dann wieder vorbei ist. Jetzt kommen nur noch Sugarplum Fairy. Das neue Album der kleinen Brüder von Mando Diao ist gelobt worden. Die ersten Reihen werden schon eine halbe Stunde vor Beginn in Angriff genommen. Man sieht jetzt besonders viele, erwartungsfrohe, wenig dezent geschminkte Augenpaare verstohlen Richtung Mikrofon starren. Als es losgeht, kommen 5 knackige Jungs in engen Jeans mit brennender Zigarette auf die Bühne, hauen in die Saiten und die Menge schweigt. Nichts, keine Begeisterung! Haben Sugarplum Fairy irgendwas falsch gemacht?
Nach der Begrüßung ist die Stimmung auch noch nicht lockerer - keine Spur von Erlösung, die Spannung hält an - jedoch ist sie nicht eine, bei der man noch an etwas Großes glauben kann. Es wird freilich besser, Gitarrist und Sänger wechseln sich ab, die Bandkollegen ohne Gesangsorgan sind unauffällig und zwinkern den Groupies nun ein wenig öfter zu. Nichts aufregendes, nicht einmal als Sänger Viktor Noren auf den einen oder anderen Hit hinweist: "Oh, I thought you know that one.." gibt er nachträglich zu.
Kurz vor Schluss erklärt er "The most difficult thing about music is to get the groove and let it all out. Now we are playing our best song!" Stay young war es dann sogar wert, so lange gewartet zu haben. Es ist schon weit nach 1 und die Visionsmusikparty hat pünktlich um 21 Uhr angefangen. Zeit, nach Hause zu gehen. Am nächsten Tag geht es in den Magneten - auch hier spielt die erste Band schon um 21 Uhr - doch die Stimmung ist um diese Zeit schon viel besser als davor. Leo Can Dive sind gut, wirklich. Eine Band, die nach dem Konzert sich freundlich auf die Schulter klopfen lässt - weil sie länger hätten spielen sollen und ich leider etwas zu spät im Konzertsaal des Magneten an der Greifswalderstraße war. Aber die Songs, mit denen Leo und seine Mannen sich verabschiedeten, waren sicher die besseren...

Jens sch28.09.2006

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