Cd-Besprechung

Turin Brakes - JackInABox

Turin Brakes

JackInABox

Labels / EMI
  Vö: 30.05.2005

Bewertung:  8 Punkte
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Wundervoll, was uns Olly Knights und Gale Paridjanian da bisher aufgetischt haben: zwei tiefgründige, ausgefuchst arrangierte Songwriter-Alben mit verdeckten Ecken und Kanten. Zwischenzeitlich ist eine Menge Wasser die Themse entlang geflossen und so haben die beiden Herren aus dem Süden Londons während der Aufnahmen für ihr drittes Album nun offenbar die Sonnenseite ihres Gemüts freigeschaufelt und verlieren damit – so traurig das auch sein mag – ein wenig an Reiz. Gewiss: schlechte Laune ist kein Selbstzweck – doch eröffnet seitens jungen Musikern zwanglos empfundene Missgelauntheit nicht selten die interessantesten künstlerischen Momente.

Was ist denn diesen jungen Menschen zugestoßen, dass sie dem Leben auf einmal so unfassbar aufgeschlossen gegenüber stehen? Sind die alle nüchtern geworden? Nix mehr „Panic Attack“. Ungewohnt funkige Refrains bei „Asleep With The Fireflies“ oder locker flockige Arrangements im Falle von „They Can’t Buy The Sunshine“ geben beredt Zeugnis vom Stimmungsaufschwung der Engländer. Verblieben sind natürlich die gelungenen Gitarren-Arrangements. Aber ansonsten? So richtig bleibende Eindrücke kann man zunächst nicht vermelden. Wo sind die Kanten, mit denen die Turin Brakes sich einst so angenehm von den notorischen Schwiegersöhnen Kings Of Convenience abzuheben wussten? In den unangenehmeren Momenten klingt „JackInABox“ nach Wiener Kaffeehaus – weiß gekleidete weißhaarige Menschen geben sich Schöngeistigem hin. Noch ein Kännchen? Ja, bittscheeen.

Natürlich sinken die Turin Brakes nicht in die Tiefen der Belanglosigkeit herab. Denn mit „Road To Nowhere“ oder „Last Clown“ knüpft die Band musikalisch wie lyrisch nahtlos an frühe Großtaten an. Auch das wundervolle „Red Moon“ sorgt mit rockigem Refrain und ordentlichem Melodiegespür für Kurzweil. Gleichwohl: man ist ihm verlustig gegangen – diesem Drang, den Repeat-Knopf zu drücken, der einem noch zu Zeiten des Debüts „the Optimist Lp“ so unverzichtbar erschien, um Songs wie „Mind Over Money“ oder „Underdog (Save Me)“ wieder und wieder anzuhören. Die rauen Momente des zweiten Albums „Ether Song“ sucht man hier ebenfalls vergeblich. Sicher, man ist hier nur vorübergehend auf der eigenen Klebrigkeit ausgerutscht. Vielleicht sollten sich die Kollegen von I Am Kloot aus Manchester den beiden Londonern mal annehmen und gemeinsam ein paar Bier trinken. Dann klappt das bestimmt auch in Zukunft wieder von alleine.

8 Punkte (von max. 15)

Martin Baum05.06.2005

TRACKLIST
1. They Can't Buy The Sunshine
2. Red Moon ***
3. Forever
4. Asleep With The Fireflies
5. Fishing For A Dream
6. Road To Nowhere ***
7. Over And Over
8. Last Clown ***
9. Above The Clouds
10. Building Wraps Around Me
11. JackInABox
12. Come And Go
[ *** Anspieltipps ]

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