Cd-Besprechung

The Draft

In a Million Pieces

Epitaph
Vö: 08.09.2006

Bewertung: 13 Punkte
Leserwertung: 13.5 Punkte
Stimmenzahl: 2

Der König ist tot. Es lebe der König! Hot Water Music ist Geschichte, aber es lebe The Draft.
Chuck Ragan, seines Zeichens dicknackiger Ex-Sänger von Hot Water Music mit Reibeisenstimme und Hang zum Hausbau und Fischfang, wollte sich mehr um seine Familie kümmern und hat deshalb seine musikalische Familie verlassen und frönt der Musik jetzt auf countrylastigen Solopfaden. Irgendwann wurde ihm das Leben aus dem Koffer bei so einer tourintensiven Band wie HWM zuviel.
Jedoch nicht so bei den anderen. Die restlichen drei Hot Water Music Recken verzagten nicht und gründeten The Draft und bringen mit „In A Million Pieces“ ein neues Album raus, dass vielleicht mehr nach Hot Water Music klingt als Hot Water Musics letztes Album selbst.
Kein Wunder, denn die unschlagbare Rhytmusfraktion ist stark wie eh und je und Chris Wollard singt jetzt eben alle Songs mit noch mehr Inbrunst. Und daraus resultieren so unglaubliche Lieder wie „New Eyes Open“, „Lo Zee Rose“ oder das schöne „All we can count on“ das von keinem geringerem als Brian Baker (Bad Religion, Dag Nasty und beinahe The Draft Mitglied) mit verzapft wurde.

Sicherlich vermisst man Ragans Stimme und den einmaligen Wechselgesang zwischen ihm und Wollard aber trotzdem ist dies kein eklatantes Manko.
The Draft spielen unbeirrt ihren schicken Stiefel runter und machen das, was sie am besten können: Sie kredenzen Hymnen mit einer unglaublichen Intensität und schaffen es mit ihrem Spielwitz und ihrer Erfahrung, andere Bands ganz alt aussehen zu lassen.
Kein Wunder, denn The Draft kannten eine ähnliche Konstellation ohne Ragan bereits von den Zeiten, als sie noch The Blacktop Cadence hießen und anstatt Neuzugang Todd "Wonderboy" Rockhill noch Jack Bailey von Army of Ponch im Lineup hatten.
Damals waren sie jedoch wesentlich ruhiger und relaxter. Doch The Draft machen da weiter wo HWM aufgehört haben. Sie machen sehr gute, ehrliche Musik die ordentlich nach Vorne geht.

Fazit: HWM ist vielleicht Geschichte, aber The Draft sind sowas von lebendig. Tausende Fans weltweit können aufatmen und hunderte Bands, die gute Musikideen kopieren wollen auch: Es gibt wieder frische Schallwellen für die Ohrmuscheln. Und ich inhaliere sie ein.

13 Punkte (von max. 15)

Michael Konen, 29.08.2006

TRACKLIST
1. New eyes open
2. Lo zee rose
3. Let it go
4. Alive or dead
5. Bordering
6. Impossible
7. Wired
8. Not what I wanna do
9. All we can count on
10. Out of tune
11. Longshot
12. The tide is out
[ *** Anspieltipps ]