Cd-Besprechung

Son, Ambulance - Key

Son, Ambulance

Key

Saddle Creek Europe / Indigo
  Vö: 15.11.2004

Bewertung:  10 Punkte
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Selten findet man im Bereich alternativer Musik eine wirklich clevere Huldigung musikalischer Referenzen. Built To Spill etwa haben dies vollbracht, als sie in „You Were Right“ den Songtexten ihrer Vorbilder auf geniale Weise Tribut zollten. Die amerikanische Indie-Pop-Band Son, Ambulance macht es auf ihrem aktuellen Album „Key“ dem Hörer auch nicht unbedingt schwer, Rückschlüsse auf ihre musikalischen Einflüsse zu ziehen. Aber anstelle sich vornehm zurückhaltender Zitate zu bedienen, setzen Son, Ambulance offenbar darauf, sich möglichst originalgetreu dem Sound bekannter bis sehr bekannter Bands zu assimilieren und damit Zustände mittlerer Verwirrung bei den Hörern auszulösen. Kaum zu überschauen, welche Bands hier alle Pate standen.

Zuvorderst hört man Son, Ambulance ihre Verbindung zum Omaha-Label Saddle Creek deutlich an. Häufig denkt der Hörer hier an die Bright Eyes, mit denen Son, Ambulance sich bereits die Split-EP „Oh Holy Fools“ teilten, schon recht überraschend. Aber auch Tim Kashers Projekt The Good Life hinterlässt Spuren. Bei dem emotionalen Stück „Billy Budd“ bedient Kasher das Akkordeon und prompt hat man das Gefühl, es hier tatsächlich mit The Good Life zu tun zu haben. „House Guest“ weckt Gedanken an die schluffigen Herren von Grandaddy. Ansonsten herrschen vielfältige Britpop-Anleihen vor. Das klaviergeprägte „Paper Snowflakes“ orientiert sich unverhohlen an Coldplay, an anderer Stelle („Taxi Cab Driver“ oder „Case Of You, Wrinkle / Wrinkle“ machen sich Son, Ambulance des Besitzes von Blur oder Pulp Alben verdächtig. Selbst der Gesang Joe Knapps klingt dabei stets originalgetreu.

Gott sei es gedankt, dass Son, Ambulance dabei nicht stehen bleiben. Bei „Glitter Angel“, einer anfangs eher mäßigen Synthie-Nummer, hinterlassen Son, Ambulance endlich eine stärkere eigene Duftmarke, indem sie dem Song zur Halbzeit kurzerhand eine kleine Opulenz- und Gitarrengegniedel Aufbau-Kur verpassen. Die Halbballade „If I Should Fall Asleep“ schließlich gewinnt ihren Reiz gerade erst aus der Tatsache, dass Sänger Joe Knapp nicht der begnadeteste Sänger unserer Zeit ist.

Des bloßen Kopierens darf man Son, Ambulance also nicht bezichtigen. Dafür ist ihre Herangehensweise einfach zu professionell, die Songs zu abwechslungsreich. Mögen im Hinterkopf des Hörers zwar des öfteren die zahlreichen Vergleichsgrößen fröhlich winken, so ändert dies nichts daran, dass Son, Ambulance ein emotional dichtes und eindringliches Album aufgenommen haben. Wer außer einem Narren würde die Band hierfür beschimpfen?

10 Punkte (von max. 15)

Martin Baum12.11.2004

TRACKLIST
1. Entropy
2. Paper Snowflakes ***
3. Billy Budd ***
4. Chlorophyll
5. Sex In C Minor
6. C Minor Interlude
7. House Guest
8. Taxi Cab Driver ***
9. Case Of You / Wrinkle, Wrinkle
10. Glitter Angel
11. If I Should Fall Asleep ***
12. Pleasure, Now
[ *** Anspieltipps ]

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