Cd-Besprechung

Moneybrother - To Die Alone

Moneybrother

To Die Alone

Burning Heart
  Vö: 07.03.2005

Bewertung:  12 Punkte
Leserwertung:  10.5 Punkte
Stimmenzahl: 32

Umarmt ihn! Küsst ihn! Fallt in schweißtreibende Ohnmacht! Tanzt! Lacht! Weint! Nur macht verdammt noch mal irgendwas! Anders Wendin, der kleine Mann aus Schweden, erzählt wieder. Von gewonnenen Leidenschaften, großen und kleinen Lieben, dem Stand im Leben. Und es sind alles Liebeslieder. Denn „To Die Alone“ ist nicht die Konsequenz vom wunderbar grandiosen Vorgänger „Blood Panic“, sondern eine Vertiefung dessen. Wo es damals mit Joanna schon mehr schmerzte als es gut ging, wird hier mit sich selbst und Ihr um die letzte Chance gefeilscht, das Ende zu vermeiden („I’m Not Ready For It, Jo“). Aber kann man denn jemals bereit zur ungewollten Trennung sein? Diese Aussichtslosigkeit und verlorene Hoffnung begegnet einem nicht nur einmal: „Although I wake up every morning trying to do right, still you drift further away from me each night. I try, but it ain’t gonna work…” (“It Ain’t Gonna Work”).

Aber Moneybrother wäre eben nicht Moneybrother, wenn das schon alles wäre. Seine verschlafene kratzige Soulstimme bewegt viel, aber seine kleine große Big-Band tut dem ebenso gleich. Die spielen Dich schwindelig, wenn sie wollen. Und gespart wird hier an den falschen Stellen auch nicht: Der Opener „They’re Building Walls Around Us“, eine Reminiszenz an die Tanzflächen der 70s-Soul-Discos, ist ein ähnlicher Füller eben dieser wie schon „Reconsider Me“, mit Streichern und Bläsern und treibend wie eine Verfolgungsjagd. Überhaupt wird hier im Pop- und Rock-Archiv der letzten 40 Jahre gewühlt, was passt wird angezogen. Das übereuphorisch-arschtretende „My ´Lil Girl’s Straight From Heaven“ IST Thin Lizzy’s “The Boys Are Back In Town” – und ein Klopper von einem Tanzbären! „I’m Losing“ hätte auch Bob Dylan himself gut gestanden. Und als ob man eh schon nicht mehr wüsste, wo einem der Kopf steht bzw. wippt, erklingt „Blow Him Back Into My Arms“: Steigend, ausufernd und dramatisch orgelt Moneybrother Dich mit Windstärke 12 raus auf die wilde See, immer und immer und immer wieder.

Pathos, Drama, Soul – drei Worte, die sich durch „To Die Alone“ ziehen wie die erste große Liebe durch Dein Leben. Und doch möchte man von einer symphonischen Tragikomödie sprechen: Anders Wendin hat mehr zu geben als manche Menschen annehmen können. Er macht keine halben Sachen, sondern alles mit 1000prozentiger Hingabe. Und am Ende hast Du das Gefühl, dass er sich durch seine fast selbstzerstörerische Entblößung gereinigt hat und somit ein mehr als dankbarer und zufriedener Mensch ist.

In einer verständlichen Welt werden sich alle Damen – Sarah Kuttner machts vor - schonungslos in den kleinen Herren aus dem Norden unsterblich verlieben müssen. Einer der mit soviel Inbrunst und Leidenschaft seine kleine Welt in die Große trägt, muss sein Herz am richtigen Fleck haben. Und die Jungs möchten sich nur allzu gerne eine Scheibe abschneiden und Anders Wendin für sein großes Kino in die Arme fallen, schunkelnd und bierschlürfend mitfühlen und ein Stück glücklicher sein.

Da soll noch mal einer sagen, Männer können seine Gefühle nicht zeigen!

12 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof03.03.2005

TRACKLIST
01. They're Building Walls Around Us***
02. It Ain't Gonna Work
03. Blow Him Back Into My Arms***
04. Nobody's Lonely Tonight
05. I'm Not Ready For It, Jo
06. MY 'Lil Girl Straight From Heaven***
07. Eventually It'll Break Your Heart
08. I'm Losing
09. What's The Use In Trying?
10. I May Not Always Love You
[ *** Anspieltipps ]

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