Cd-Besprechung

March - Turn

March

Turn

Redfield Records
  Vö: 03.02.2006

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  12.8 Punkte
Stimmenzahl: 15

Es hat wohl weniger mit vorzeitigem Frühjahrsputz des Backkatalogs als mehr mit Aktualität zu tun, dass vorliegendes Debüt einer Band namens March nach über einer Dekade dieser Tage wiederveröffentlicht wird. Denn Jeff Caudill, einigen vielleicht eher als Sänger der verblichenen Emo-Punk-Popper von Gameface bekannt, veröffentlichte just via Redfield Records sein ordentliches Solo-Debüt "Here´s What You Should Do" hierzulande. Und genau der Jeff Caudill schrieb vor mehr als zehn Jahren die Songs zu "Turn", die nach langer Vergriffenheit endlich wieder zu hören sind.

Aufgenommen hat er diese zwölf Songs vor allem zusammen mit Michael Bains, der auf Caudills Solo-Debüt ebenso mitgewirkt hat wie er mit ihm gerade live unterwegs ist. Neben dieser personellen Konstante beißt sich die Katze auch musikalisch in den flauschigen Schwanz: Wer March schon damals kannte und mochte, der wird auch mit "Here´s What…" schnell warm geworden sein, wer hingegen letzteres zuerst erlebte, wird sich zufrieden fühlen können, mit March als 90er-Caudill plus Band-Alternative (letztes Wort ist in Englisch und Deutsch zu lesen) in Erinnerungen zu schwelgen. Zur Nostalgie siehe unten.

Da "Turn" Marchs einziger Output war und sie so längst Geschichte sind, erübrigt sich indes die Warnung, doch bitte nicht zu sehr in "Dawson´s Creek"-Weichspül-Emopop abzudriften. Aber dafür sind erstens die Songs zu gut, und zweitens: So ein kleines bisschen Nostalgie kann doch auch mal was gemütliches sein. "Turn" klingt nämlich genauso, wie es seine Zeit erforderte. Live verkauften Dramen, die Counting Crows hockten noch viel weiter links auf dem Drahtseil zwischen Relevanz und Belanglosigkeit. March eröffnen mit "This River". Musik namens "College-Rock" von Musikern, denen die Flanellhemden der großen Brüder weder passten noch stehen wollten, war in aller Munde und Ohren, ob in "Beverly Hills 90210", am "Melrose Place" oder eben später im "Dawson´s Creek" oder "American Pie". Und zu so vielen Bands dieser Zeit hätten March, z.B. mit dem programmatischen "American High School" (im entspannteren Akustik-Gewand auch auf Caudill´s Debüt zu finden) bestimmt die authentischere Variante abgegeben. Aber genauso flott wie ihre Plattenfirma lösten sie sich wieder auf. Zwischen weiteren Eindrücken wie dem Opener, dem flotten "Happy Geeks" oder "Decaf Sumatra" entsteht ein ähnliches Road-Gefühl wie bei Solea´s Debüt vor zwei Jahren. Und deren Wurzeln liegen ja auch mitten in den Neunzigern, zwischen Alben namens "Clumsy" oder "Do You Know Who You Are?". Und da klingt es richtig gut.

Leider hat aber die Post-Flanellhemd-Fraktion diese vor ein paar Jahren bei E-Bay ersteigert und mit dem "Alternative Rock"-Bügeleisen glatt und massenkompatibel gebügelt. Hat heute den faden Beigeschmack, dass March, wären sie mit ihren Eiern hausieren gegangen und hätten "If You See Me" oder "Something" aufgepumpt, auch dahin gekonnt hätten. Wenn sie denn gewollt hätten. Aber dafür waren und sind ihre Songs dann eben doch: die authentischere Variante. Größtes Crux dieses Re-Release bleibt derweil dennoch: Man weiß irgendwie schon vorher, was passiert, wie das alles klingt. Vermisst hat sie also doch keiner so richtig, eine bis dato existente Lücke schließen March nicht. Aber setzen einen weiteren Flicken auf Hemd und Herz und Hose.

9 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof17.01.2006

TRACKLIST
01. This River***
02. Happy Geeks
03. Bookcliffs
04. Later Heaven***
05. Something
06. American High School***
07. Decaf Sumatra***
08. 90 Seconds
09. Voluntary
10. If You See Me
11. Red Sugar
12. Sleeply
[ *** Anspieltipps ]

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