Cd-Besprechung

Lo-Fi-Fnk - Boylife

Lo-Fi-Fnk

Boylife

Cooperativ (Rough Trade)
  Vö: 25.08.2006

Bewertung:  3 Punkte
Leserwertung:  8.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

Ende der Neunziger wurde das Genre des Eurodance zu Grabe getragen. Die entsprechenden CDs wurden in die hinterste Ecke des Plattenschrankens verbannt, wenn nicht gar ganz entfernt und man breitete einen Mantel des Schweigens über die Geschmacksentgleisung von damals. Schließlich war man ja jung und hatte noch keine Ahnung von guter Musik.

Doch heute ist das anderes- die Erinnerungen an die Neunziger sind noch zu frisch, als dass man mit einer Träne der Nostalgie im Auge an seine zugegeben noch nicht allzu lange zurückliegende Jugend zurückdenkt, wo man zu dieser Musik in der Großraumdisko die Nächte durchtanzte, bis einem die Beats schließlich zu den Ohren herauskamen. Nein. Die Wunden sind noch nicht verheilt, das Grauen von einst ist noch lange nicht vergessen. Und deswegen gehen Lo-Fi-Fnk gar nicht.

Sicherlich, Lo-Fi-Fnk sind streng genommen kein Eurodance im klassischen Sinne, schließlich hat sie auch die elektronische Musik in den letzten 10 Jahren weiterentwickelt. Aber die Anleihen sind deutlichst erkennbar und lassen einen an die Musik von damals zurückdenken.

Und selbst wenn man die gruselige Musik der 90er Jahre mal beiseite lässt, wird „Boylife“ nicht besser. Schließlich ihr Elektrofunk doch alles andere als clever. Lo-Fi-Fnk loopen sich zu Tode, jeder Song ist ein Aufguss der Vorgängers und wenn das nicht schon schlimm genug wäre, laufen die Beats völlig verquer zu den Keyboardlines. Mich macht das nervös. Fünf verschiedenen Soundebenen und jede scheint ihren eigenen Takt zu fahren oder vielleicht ist auch beim Abmischen etwas schief gelaufen? Zudem sind die Stücke völlig effektüberladen zu sein. Hier noch ein Beat, da noch ein funky Handclap und dort noch eine Hi-Hat.

Vielleicht verstehe ich Lo-Fi-Fnk nicht oder vielleicht ist es auch nicht meine Musik, aber für mich sind sie „too much“, sie tragen einfach zu dick auf. In manchen Fällen ist weniger eben tatsächlich immer noch mehr. Hätten sie nicht einfach alle Effekte in einen Song gequetscht, wäre ihr Feuer nicht gleich schon verschossen gewesen und sie hätten noch etwas für die späteren Songs gehabt. So wiederholen sie sich nur selber und das was sie machen ist allenfalls lauwarmer dancefloortauglicher Poptrancehouse, wenn auch mit Potential zu Besserem. Dennoch, Leo Drougge und August Hellsing sind mal gerade 23 Jahre jung und schließlich haben wir alle ein paar musikalische Jugendsünden verbockt.

3 Punkte (von max. 15)

Nina Grannemann27.08.2006

TRACKLIST
1. Boylife
2. City
3. Adore
4. Wake Up
5. System feat. Maiden
6. What's On Your Mind?
7. Change Channel
8. Steppin' Out
9. Heartache
10. Boylife
11. The End
[ *** Anspieltipps ]

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