Cd-Besprechung

Big Boi - Sir Lucious Left Foot: The Son of Chico Dusty

Big Boi

Sir Lucious Left Foot: The Son of Chico Dusty

Def Jam (Universal)
  Vö: 02.07.2010

Bewertung:  9 Punkte
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Draußen ist es heiß, verdammt heiß, zu heiß. Wie schon in vielen Jahren zuvor ist es die Zeit, in der eine der wenigen Konstanten meines Musikkonsums zuschlägt wie ein Solarium-gebräunter Türsteher in der Großraumdisko: die kurze, aber intensive Liason mit dem Genre HipHop. Man könnte es einen Urlaubsflirt nennen. Kurz, leidenschaftlich, keine Verpflichtungen. Der Sommer 2010 meint es gut mit mir, denn neben den Evergreens vom Wu-Tang Clan und Public Enemy beschert er in diesem Jahr neuen Stoff von den Roots und vor allem Big Boi aka Sir Lucious Left Foot, besser bekannt als der weniger glamouröse Rapper von OutKast.
Der andere ist besser bekannt als Andre3000 und kaspert sich seit Jahren mit seinem Oberhit "Hey Ya" im grünen Oberhemd durch die Dissen der Welt. In den Radiostationen und Fernsehsendern führte Big Boi mit seinem grandiosen Halb-Album "Speakerboxxx" eher ein Schattendasein. Seine Raps waren catchy, hatten den Pop immer im Augenwinkel, mussten aber sich in Sachen Popularität zunächst hinter Andre3000 anstellen. Mit "Sir Lucious Left Foot: The Son of Chico Dusty" könnte sich das nun ändern. Abseits des allgegenwärtigen Timbaland- und Kanye West-Einheitsbrei der letzten Jahre schafft er einen abwechslungsreichen, unberechenbaren Sound, der sogar einen lupenreinen R'n'B-Track wie "Hustler Blood" feat. Jamie Foxx spannend werden lässt. Musik, die Frauen- wie Männerärsche gleichermaßen in Bewegung bringen wird, ganz ohne permanentes sexistisches Rumgepimpe. Auch das apolitische Dogma der jüngeren Black Music wird schon in "Daddy Fat Sax" aufgehoben: "and who you votin' for, Republican or Democratic / Don't say it doesn't matter because thats how they stole the last one / assassins bullet might be waiting for Obama".
"Sir Lucious..." ist dem Soul ebenso zugetan wie dem Funk, verzichtet auf jegliche künstlerische Limitierung und besitzt trotzdem einen roten Faden, gesponnen aus schwelgerischen Gesangslinien und kantig geschliffenen Raps. Das muss Andre3000 erstmal nachmachen. Dessen Gabe, aus dem Nichts einen verdammten Megahit aus dem Ärmel zu schütteln, bringt Big Boi leider immer noch nicht mit. Eine Randnotiz, die man vor lauter Kopfnicken ohnehin schnell vergisst.

9 Punkte (von max. 15)

Benedikt Ernst13.07.2010

TRACKLIST
1. Feel Me (Intro)
2. Daddy Fat Sax ***
3. Turns Me On
4. Follow Us
5. Shutterbugg
6. General Patton
7. Tangerine
8. You Ain't No DJ
9. Hustle Blood
10. Be Still
11. Fo Yo Sorrows
12. Night Night
13. Shine Blockas
14. The Train Pt. 2 (Sir Lucious Left Foot Saves The Day)
15. Back Up Plan
[ *** Anspieltipps ]

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