Konzertbericht

Limp Bizkit - Welcome to the Karaoke-Party

Limp Bizkit

Welcome to the Karaoke-Party

Stuttgart, Porsche-Arena
24.08.2015

„If you came here to fuckin’ party tonight, then you’re in the right house!” Mit blütenweißem Hemd, weißer Jogginghose und hellblauer Baseballcap betritt der Unschuldsengel Fred Durst die Bühne der Stuttgarter Porsche-Arena. Wäre da nicht dieser schwarze Handschuh und die schwarze Sonnenbrille…Innerhalb kürzester Zeit verwandelt der Unschuldsengel die Arena an diesem Montagabend in ein Tollhaus. Die Menge vor der Bühne kommt kaum zum Stillstand, überall bilden sich Moshpits. Fred Durst rappt, disst und tobt, als hätte er einen Song wie „Rollin'“ erst gestern geschrieben - dabei hat der Song mittlerweile 15 Jahre auf dem Buckel.

20 Jahre Limp Bizkit sind auch an der Band selbst nicht spurlos vorüber gegangen. Nach einem Labelwechsel warten Fans seit Jahren auf das angekündigte neue Album „Stampede of the Disco Elephants“. Auch in Stuttgart gibt es keinerlei neue Songs zu hören. Stattdessen steht wieder einmal das Erfolgsalbum „Chocolate Starfish and the Hot Dog Flavored Water“ im Mittelpunkt. Wirklich erstaunlich, dass die Band seit knapp 15 Jahren in erster Linie mit Songs dieses Albums touren kann und bei Ticketpreisen von über 50 Euro immer noch die großen Hallen füllt. Über die Hälfte des 2000er-Albums wird auch in Stuttgart gespielt. Natürlich die Smash-Hits „My Way“ und „My Generation“, aber auch die Fanfavoriten „Boiler“ und „Hot Dog“. Erstaunlich ist, dass Limp Bizkit im Vergleich zu früheren Touren deutlich weniger Lieder spielen. Stattdessen werden zwischen den Songs vom hauseigenen DJ Hip Hop-Songs angespielt, während Fred Durst dazu über die Bühne wackelt. So zu sehen beispielsweise bei „Party Up“ vom Rapper DMX. Eine gezielte Verschnaufspause für die über 40-Jährigen in der Band?

Als Support haben Limp Bizkit lediglich die talentierten Österreicher von Mother’s Cake im Gepäck, die mit ihrem Progressive-Rock nur wenig mit den Erfindern des „Nu Metal“ gemein haben und auch soundtechnisch in der großen Porsche-Arena nicht überzeugen können. Diese ist im Stehplatzbereich ausverkauft, lediglich auf den Sitzplätzen sind viele Plätze frei. Limp Bizkit waren schon immer eine Band, die man am besten im Stehen verfolgen sollte.

Mitten während des Songs „Gold Cobra“ ist Fred Durst plötzlich von der Bühne verschwunden. Aufmerksame Beobachter können von der Tribüne verfolgen, wie sich die hellblaue Baseballcap samt Securities seinen Weg um den Innenbereich der Halle bahnt. Während seine Bandkollegen Soli spielen, läuft Fred Durst seelenruhig um seine Fans außen herum. Nach dem Rundgang betritt er erneut die Bühne und sagt cool ins Mikro: „It was good to see everybody in the back.“ Gleichzeitig bedankt er sich bei den etwa 4000 Zuhörern in der Halle: „Thank you, Bitch!“Bei diesen Worten klopft er sich mit der Faust auf sein Herz.

Fred Durst polarisiert und das beweist er auch in Stuttgart. In der einen Sekunde bedankt er sich überschwänglich bei seinen Fans, in der nächsten deutet er fordernd in die Zuschauermenge. „You’re sucking my dick after the show“, grinst er. Kurz zuvor hatte er noch einen Fan aus der ersten Reihe auf die Bühne geholt und mit diesem zusammen ein grandioses Duett von „Livin it Up“ gesungen. Grandios deshalb, weil der etwa 20-jährige Fan mit Limp Bizkit-Pulli und roter Baseballcap jede Textzeile auswendig kannte und selbst Fred Dursts eigenwillige Tanzweise abgeschaut hatte und täuschend echt kopieren konnte.

Im Gegensatz zu vielen anderen Städten auf dieser Tour spielt die Band in Stuttgart auch einen eigenen Song des Albums „Results May Vary“, nämlich die Single „Eat You Alive“. Ebenso steht das The Who-Cover „Behind Blue Eyes“ auf der Setlist und wird von den Stuttgartern entsprechend abgefeiert. Insgesamt spielen Limp Bizkit erstaunlich viele Cover, so unter anderem auch ein vielumjubeltes „Smells Like Teen Spirit“, bei dem Gitarrist Wes Borland den Gesang übernimmt. Ebenso wird der Höhepunkt jeder Alternative-Party, „Killing in the Name“ aus der Feder der alten Haudegen von Rage Against The Machine, gespielt.

Nach einer Stunde und 45 Minuten verlassen Limp Bizkit mit „Take a Look Around“ die Bühne – ohne Zugaben zwar, aber dafür mit einem zufriedenen Stuttgarter Publikum. Trotz der geringen Songauswahl haben Limp Bizkit ihrem Ruf als Partyband alle Ehre gemacht. Dass es vielen Fans vor allem auf diesen Eventcharakter ankommt, hat die Band verinnerlicht, denn selbst Fred Durst muss gegen Ende des Konzerts bei der Vielzahl an Covern in der Setlist grinsen. „Welcome to the Limp Bizkit Karaoke show“, ruft er ins Publikum. Zum neuen Album gibt es allerdings keine Ansagen. Das Warten auf neue Songs geht also weiter.

Michael Hellstern25.08.2015

TRACKLIST

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