Konzertbericht

Underoath

Today Forever, Devil Sold His Soul

UNDERØATH undermotivated

Universum, Stuttgart
28.04.2011

Ein knappes halbes Jahr nach Veröffentlichung des neuen Studioalbums „Ø (Disambiguation)“ besuchten UNDEROATH auch ein paar deutsche Städte, um zu zeigen, wie sie sich live ohne Drummer und Vocalist Aaron Gillespie schlagen. Beim Songwriting war dessen fehlender Einfluss verschmerzbar (siehe Albumrezension) und auch während der Show lagen die Probleme eher woanders.
Bevor aber die Jesusrocker die Bühne betraten, mussten die Kasseler TODAY FOREVER und die britischen DEVIL SOLD HIS SOUL die Absage des eigentlich angekündigten Support-Acts ANBERLIN wettmachen. Der war den Reaktionen zufolge wohl auch ein Grund, sich eine Karte zu holen, denn von den beiden Ersatz-Bands schienen die Meisten nicht so begeistert. TODAY FOREVER-Frontmann Christian beschrieb die paar Gestalten, die sich bereits ins Universum verirrt hatten, als „ziemlich zurückhaltend“, fügt aber hinzu: „Unseren Spaß hatten wir trotzdem!“
Zu den Briten DEVIL SOLD HIS SOUL war die Bude dann immerhin schon voll, zu viel Bewegung kam es aber nicht. Im Gegensatz zum energischen, klassischen Hardcore von TODAY FOREVER lag das vielleicht aber auch an der Musik der Engländer. Wuchtige, atmosphärische Midtempo-Songs, gespickt mit grollenden Riffs und ruhigen Melodiepassagen – ideal eigentlich als Instrumentalrock, da hat die Stimme von Ed Gibbs schon fast genervt. Der bemüht sich schrill keifend, nicht nur wie BRING ME THE HORIZON-Darling Oli Sykes auszusehen, sondern auch so zu klingen – deutliches Defizit der Newcomer.
War den Besuchern aber auch egal, gewartet haben die sowieso nur auf UNDEROATH. Die starten um halb elf mit „In Regards to Self“ durch und der Moshpit tobt in den vorderen Reihen von der ersten Sekunde an. Spencer Chamberlain kriegt den Wechsel von Clean- zu Screamparts ganz gut hin, da klang Aaron Gillespie zu seinen Zeiten auch nicht souveräner.
An was das Live-Erlebnis UNDEROATH hingegen einmal mehr scheitert, ist der Bühnensound. Das Schlagzeug übertönte vor allem vorne fast alle anderen Instrumente, und auch die Gitarren kommen in einem kleinen Club wie dem Universum nicht halb so fett rüber wie auf Platte. Dass Keyboarder und Soundtüftler Christopher Dudley diese Show gar nicht mitspielte, blieb eher unbemerkt, der Sound war sowieso zu matschig. Dadurch geht einer der großen Pluspunkte der letzten Alben on Stage komplett verloren – der organische, wuchtige Sound, der auf Platte stets für eine dichte, packende Atmosphäre sorgte. Und eine so gute Liveband sind UNDEROATH dann leider auch nicht, um das wettzumachen. Die Setlist hält zwar gut die Balance zwischen altem und neuem Material, große Überraschungen bleiben allerdings auch aus. Abgesehen von den üblichen How-you-doings und ein paar Klatscheinlagen kommt von der Band nicht viel, die Performance bleibt über die 70 Minuten routiniert. Wer sich vorne prügelte, hatte sicher trotzdem seinen Spaß, für alle anderen war‘s halt doch eher mau.
Kleine Clubshows können eben nicht den Sound bieten, den UNDEROATH wohl benötigt; und UNDEROATH wiederum konnten nicht bieten, was kleine Clubshows benötigen, nämlich eine ganze Menge Energie und Spielfreude der Protagonisten. Wenigstens haben sie sich das ganze "In the Name of Jesus"-Gequatsche gespart - Gott sei Dank.

Enno Küker02.05.2011

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