Konzertbericht

Someone Still Loves You Boris Yeltsin - Indiepop aus Springfield

Someone Still Loves You Boris Yeltsin

Indiepop aus Springfield

München, Sunny Red
23.05.2007

Ob Boris Jeltsin in seiner Amtszeit als russischer Staatspräsident ein Mann des Volkes war, darüber lässt sich streiten. Someone Still Loves You, Boris Yeltsin sind aber mit Sicherheit eine Band des Volkes.
Vor, während und nach ihrem Set suchten sie immer wieder bewusst den Kontakt mit dem Publikum. Sänger und Bandsprecher Philip Dickey erklärt dies nach der Show folgendermaßen: „Wir sind nicht besser als die Leute vor der Bühne. Alle hier sind auf einem Level. Jeder Junge hier kann Gitarre spielen, und jedes Mädchen kann singen. Na ja, zumindest fast.“
Aber erst mal wieder alles auf Anfang. Um 21.36 Uhr betraten vier gutgelaunte junge Herren aus Springfield, Missouri die Bühne des Sunny Red, um die Indie-Pop-Flagge hochzuhalten. Den beiden Sängern John Robert Cardwell und Philip Dickey sah und hörte man an, dass sie lieben was sie tun. Besonders eindrucksvoll war der des öfteren vollzogene Instrumentenwechsel. Spielte Dickey zu Beginn des Sets Schlagzeug, so wechselte er zwischenzeitlich immer wieder auf die Gitarre, während Bassist Jonathan James hinter den Drums Platz nahm. James’ Instrument wurde flux an Cardwell weitergegeben. Einzig und allein Gitarist Will Knauer hielt sich die ganze Show über an seiner Gitarre fest.
Die ein oder andere kleine Pause während des Konzerts entstand durch Unzulänglichkeiten des zu bespielenden Materials. So musste gegen Mitte des Sets die Snairdrum und wenig später die Gitarre Cardwells ausgetauscht werden. Das Publikum schien es nicht weiter zu stören. Es wartete schließlich noch immer auf persönliche Songfavoriten, wie „Anne Elephant“ und „House Fire“. Aber eine kluge Band spart sich ja bekanntlich das Beste für den Schluss auf. Problematisch nur, wenn einem dann, zur nicht eingeplanten Zugabe, die eigenen Songs ausgehen. Das Beatles-Cover „I Want to Hold Your Hand” konnte die Lücke zu “House Fire” jedoch ausgezeichnet füllen. Hatten sich SSLYBY erst geziert das Stück überhaupt zu spielen, so präsentierten sie es nun in einem weitaus tanzbarerem Gewand, als auf dem Album „Broom“.
Nach dem Ende der Show war dann die Zeit der Autogrammjäger angebrochen. Die vier Herren nahmen sich Zeit jeden Wunsch zu erfüllen. Besonders Bandsprecher Dickey verlor sich in Gesprächen mit einzelnen Zuschauern: „In kleinen Venues betrachte ich die Zuschauer immer irgendwie als Freunde. Und es ist toll mit den Einheimischen zu reden.“
Von Ruhm hält er im Übrigen wenig: „Diese ganze Sache mit den Celebrities ist eine sehr moderne Erfindung und bedeutet wenig Glück. Schau dir nur Cobain oder John Lennon an!“ Dickey gibt sich als „average guy“, muss aber zugeben, dass er gern einmal im Fernsehen auftreten würde: „aber nur um all meine Freunde zu Grüßen, oder am Besten sogar mitzunehmen.“
Ja, SSLYBY sind eine Band des Volkes.

Angelika Möller24.05.2007

TRACKLIST

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