Interview

This Haven

Von kleinen Dingen mit großen Auswirkungen... ein Interview mit This Haven

In diesen Tagen wuchten die Jungs von This Haven ihr Erstwerk „Today A Whisper, Tomorrow A Storm“ in die Läden. Grund genug für uns, ein paar neugierige Fragen ins ferne Örebro zu mailen, die uns Drummer Nicklas postwendend beantwortete:

Bizarre Radio: Ihr seid hierzulande bislang absolut Eingeweihten ein Begriff. Auch auf eurer Homepage finden sich eigentlich keine Informationen über euch. Wer sind die Menschen hinter „This Haven“?

Nicklas: Um anzufangen, wir sind zu viert. Patrik and der Gitarre und den Vocals, Johan am Bass, Tobbe an der Gitarre und ich – Nicklas – am Schlagzeug. Wir kommen aus der schwedischen Stadt Örebro und haben vor uns vor fünf Jahren gegründet. Das war zumindest der Anfang von This Haven, aber wir haben zuvor bereits seit unserer Teenagerzeit in etlichen Bands zusammen gespielt.
Hauptsächlich würde ich aber den Fokus gerne auf die Musik legen. Persönlich denke ich nämlich, dass das ganze Musik-Business oberflächlich ist und zu sehr auf andere Dinge als die Musik fokussiert ist.

Bizarre Radio: Ihr verarbeitet in eurer Musik ja einen ziemlich breiten Stilmix aus Metal, Prog-, Stoner-Rock und Hardcore. Welche Bands haben euch denn beeinflusst?

Nicklas: Die Einflüsse variieren ein bisschen bei jedem in der Band, aber einige Bands, die wir alle mögen sind Tool, The Haunted, Entombed, Mastodon, Strapping Young Lad, Mus, Dillinger Escape Plan….die Liste könnte endlos weitergehen. Wenn du mich fragst, dann gibt es drei Haupteinflüsse für die Musik, die ich höre und schreibe: King Crimson, Kyuss und Neurosis. Einen weitereren sehr großen Einfluss auf mein Songwriting haben die italienischen Horror-Filme aus den 70ern. Ich liebe die Soundtracks von Fabio Frizzi, Golbin und ihresgleichen einfach. Dunkles, progressives Material. Abgesehen von diesen Bands gibt es Millionen weiterer Bands, die wir hören. Wir wurden ebenfalls von anderen Musikstilen beeinflusst wie z.B. Jazz / Fusion, World Music, Americana, etc.

Bizarre Radio: Man könnte ja schon fast vermuten, dass Dan Swanö eine Art Vaterfigur für euch ist. Immerhin hat er nicht nur euer Debutalbum produziert, gemischt und gemastert, sondern war auch noch an den Demos beteiligt. Wie groß ist denn sein Einfluss und wie ist es, mit einer solchen „Legende“ zu arbeiten?

Nicklas: Du musst wissen, dass es ein wirkliches Privileg ist mit Dan zu arbeiten. Er ist - ganz wie du sagst - eine Legende. Ich weiß nicht, ob er zustimmen würde, dass er die Vaterrolle für die Band einnimmt, aber er hat uns sicherlich eine Menge geholfen auf unserem Weg. Er hat das Mixen unseres ersten Demos eigentlich aus Spaß heraus gemacht, da Johan und er im gleichen Musikladen arbeiten. Er hat es genossen und wir mochten, was er für uns tat. Danach half er uns dann einmal mehr mit dem nächsten Demo. Es war auch Dan, der Roel von Vic Records empfohlen hatte, uns anzuchecken. Nachdem wir den Vertrag unterschrieben hatten und es ans Aufnehmen ging, war es natürlich klar, dass wir die Arbeit mit Dan fortsetzen würden. Natürlich war er eine große Quelle der Inspiration. Als wir noch junge Teenager waren, haben wir alle Edge Of Sanity und eine Menge anderer Bands gehört, die er produziert hatte.
Hinsichtlich unserer Aufnahmen hat er hier und dort einige Ideen mit unterschiedlichen Effekten beigesteuert wie z.B. singe das auf diesem Chorus, versuche dort aggressiver zu spielen und so weiter.

Bizarre Radio: Ihr seid ja erst seit etwas über einem Jahr bei Vicrecords unter Vertrag. Wie kam es zu dem Kontakt?

Nicklas: Wie schon in der vorherigen Frage erwähnt, kannten Roel und Dan sich von früher. Roel sagte Dan, dass er darüber nachdenkt, Vic wieder ins Leben zu rufen und Dan empfahl uns dann bei ihm, da er dachte, unsere Musik würde in den Stil von Vic Records passen. Roel gefiel, was er hörte, wir hatten zu diesem Zeitpunkt ja bereits drei Demos. Er nahm Kontakt mit uns auf, wir verstanden uns auf musikalischer Ebene und der Rest ist Geschichte.

Bizarre Radio: Wie viele Demos habt ihr denn generell verschickt und wie waren die Rückmeldungen?

Nicklas: Natürlich haben wir unsere Demos auch verschiedenen Plattenfirmen zugeschickt. Einige waren zwar interessiert, aber es kam nichts Konkretes dabei raus. Eine war bereits nach dem ersten Demo sehr interessiert, ging dann aber pleite und das war es dann mit dem Deal. Wir fühlen uns sehr geehrt mit Vic Records zu arbeiten, da die Geschichte gezeigt hat, dass Roel ein sehr gutes Auge / Ohr für Talente hat. Er entdeckte Katatonia und Hammerfall und wir glauben, dass wir diesem Pfad folgen werden.

Bizarre Radio: „Today A Whisper, Tomorrow A Storm“ ist ein interessanter Titel, der allerlei Interpretationsmöglichkeiten lässt. Hat der Titel einen tieferen Sinn?

Nicklas: Ja, es gibt einen tieferen Sinn. Der Gedanke dahinter ist, dass eine kleine Änderung heute in der Zukunft Großes ausmachen kann. Es ist ein anderer Ausdruck für den Schmetterlings-Effekt. Es bezieht sich die auf Idee, dass die Flügel eines Schmetterlinges kleine Änderungen in der Atmosphäre verursachen konnten, die schließlich den Weg eines Tornados ändern.
Aber ich mag auch die Tatsache, dass es Kunst im Auge des Betrachters sein soll. Ich weiß nicht, wie ich es als Musik-Ausdruck rüberbringen kann, Ohr des Betrachters vielleicht? Für mich persönlich hat moderne Kunst erheblichen Einfluss auf die Musik, die ich schreibe. Sie sendet kreative Vibes aus und lenkt die Perspektive auf Dinge. Der Titel kommt auch von dieser Art des Denkens.

Bizarre Radio: Mit „I Will Deceive“, „The Fallen“, „Itch!“ und „“And The Devil In Me Smiles“ haben vier Tracks den Sprung aufs Album geschafft, die auch schon auf euren Demos vertreten sind. Einen qualitativen Unterschied zu den anderen, neueren Tracks kann man aber nicht hören. Habt ihr die Songs noch mal wesentlich überarbeiten müssen?

Nicklas: Ich muss zugeben, dass ich beeindruckt bin, du hast deine Hausaufgaben in Sachen This Haven gut gemacht. Ja, es ist wahr, dass diese Songs auf den Demos sind. Wir dachten, dass diese Track zu gut sind, um sie nur auf den Demos zu lassen, daher haben wir sie neu arrangiert und aufgenommen. Die Versionen auf dem Album unterscheiden sich stark von denen auf den Demos.

Bizarre Radio: Bei dem Song „Plague“ habt ihr eine Gastsängerin an Bord. Leider enthält meine Promo-CD keine weiteren Infos, daher die Frage: Wer ist die Dame?

Nicklas: Ihr Name ist Magdalena Eriksson und sie arbeitet als Gesangs-Pädagogin in Örebro. Patrick war ein Student von ihr und wir dachten, der Song würde mehr tiefe mit einer weiblichen Stimme haben.

Bizarre Radio: Tourtechnisch seid ihr ja bislang nur heimatnah unterwegs. Mit der Veröffentlichung eures Debüts würde jetzt ja auch ein Supportslot für eine Tour Sinn machen, die über mehrere Länder geht. Ist da irgendwas in Aussicht?

Nicklas: Wir würden uns wünschen, mehr auf die Straße zu kommen. Hoffentlich ermöglicht uns die Veröffentlichung des Albums mehr Möglichkeiten, außerhalb Schwedens zu spielen. Wir würden auch gerne runter nach Deutschland kommen und dort touren!

Bizarre Radio: Abschließend noch eine andere Frage: Es sieht so aus, als ob Schweden ein geradezu unerschöpfliches Reservoir für junge Talente ist. Was läuft bei euch da drüber anders als in anderen Länder?

Nicklas: Dass ist schwer zu sagen, aber ich vermute, dafür gibt es mehrer Gründe. Hinsichtlich der Metal-Szene denke ich, dass das Klima dies etwas beeinflusst. Wenn es draußen dunkel und kalt ist, ist es einfacher, in den Proberaum zu gehen als wenn du die Möglichkeit hättest, dich an einen sonnigen Strand zu legen. Es ist auch deutlich einfacher, in jungen Jahren in Musik unterrichtet zu werden. Schul-Musik wird hier von der Regierung sehr unterstützt. Hinzu kommt: Wenn um einen herum so viele gute Bands sind, die einen beeinflussen, dann wirkt dies vermutlich wie eine positive Spirale.

Jürgen 23.10.2008

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