Interview

Pussybox - Anguish Means Control

Pussybox

Anguish Means Control

Am 29.10.2003 gaben Pussybox im "Schick und Schön Club Mainz" ihr Konzert im Rahmen ihrer Deutschlandtour "Anguish Means Control". Bizarre-Radio hatte die Chance mit Matze (Bass, Synthies) ein Interview zu führen. Die Jungs sind sehr nett und auskunftsbereit, was das Interview sehr erleichtert hat. Wer das Konzert verpasst hat, kann am Montag, den 12. Januar wahrscheinlich noch einmal in den Genuss der Musik von Pussybox kommen. Informationen findet ihr auf der Homepage.

Wie kam es zum Bandnamen?

M: Es hat keine Bedeutung, zumindest für uns nicht. Keine sexistische Bedeutung, keine Provokative. Obwohl es im Nachhinein auch angenehm ist, wenn es manchmal eine provokative Wirkung hat. Viele regen sich über den Namen auf, das ist schon mal geil. Damals waren wir eigentlich nur auf der Suche nach einem Namen, der einprägsam ist, denn es war noch eher die "Glamrock-Richtung" bei uns. Also der Name hatte "Glam" in sich und ist auch englisch.

Apropos englisch. Warum ist eure Homepage komplett in englisch? Wolltet ihr euch internationale Karriereaussichten offen halten?

M: Eigentlich nicht, aber es wirkt natürlich so. Das haben wir uns gut überlegt. Wir haben so einen bandinternen Humor, sehr trocken. In der englischen Sprache, da kann man den geilsten Humor versprühen. Unsere Newstexte schreibt alle Marc (Schlagzeug). Immer sehr trocken und mit einem leicht zynischen oder sarkastischen Unterton und das geht auf englisch besser, also alles auf englisch.

Macht ihr momentan nur Musik oder auch noch was nebenbei?

Momentan sind wir alle nur am Musik machen. Wir jobben natürlich noch nebenbei. Wobei im Kopf ist nur Musik. Also der Lebensinhalt. Aber es reicht noch nicht zum Leben. Das dauert noch eine Weile.

Was habt ihr gelernt oder als was habt ihr gearbeitet?

M: Ich habe gerade erst Abitur gemacht und habe noch nicht angefangen zu studieren. Dazu muss man aber auch sagen, dass ich erst 21 bin. Die anderen haben ihre Alibiausbildung. Diplombetriebswirt und Diplomingenieur. Und ich bin ein Nichtsnutz und arbeite beim Messebau.

Habt ihr schon bei anderen musikalischen Projekten mitgemacht oder andere Künstler supportet?

M: Damals haben wir die Maxi "Real Love" veröffentlicht, also 99/00. Dazu gabs ein Video, das lief auf Viva2. Das lieferte dann einige Argumente , um so einige Supports zu spielen. Das waren "Such A Surge", "Kent" aus Schweden. Ich mache Remixe für andere Bands zur Zeit ganz gerne. Aber wir sind eigentlich mehr so "Eigenbrödler". Wir haben 2000 auf dem "Southside" gespielt.

Gibt es aber bestimmte Bands und Künstler mit denen ihr unbedingt mal zusammenarbeiten wollt?

M: Gibt es bestimmt, aber wir sind extreme Realisten. Wir wagen recht wenig zu träumen. Als wir die Platte gemixt haben, bei Mario Thaler, dem Produzenten von "Notwist", da haben wir ein bisschen gehofft, dass vielleicht Martin Kretschmann einen Song für uns remixen würde, aber das gibt knallharte Regeln. Der würde schon wollen, aber es ist wie in den meisten Fällen eine Sache des Entgelds. Das ist auch verständlich, ist alles nicht so leicht.

Würdest du sagen, dass ihr euren Traum derzeit lebt oder zählt das erst, wenn ihr genug Platten verkauft und ganz oben angekommen seid?

M: Ich für meinen Teil habe jetzt mit der Tour und dem veröffentlichten Album meinen Traum verwirklicht. Ich lebe gerade meinen Traum als Musiker. Ich habe es mir schon immer hart vorgestellt, erstaunlicherweise ist es noch härter. Es wird ein bisschen rationaler. Es ist nicht alles "ich leb meinen Traum und komme hoch hinaus". Man wird schon berechnender. Wir müssen halt schon gucken, dass wir das zweite Album planen und neue Songs schreiben. Harte Arbeit.

Wie sieht während der Tour euer Tagesablauf aus? Als wir telefoniert haben hörte sich das nach einer strengen Zeiteinteilung an.

M: Also wir können nicht den Anspruch erheben, dass wir zu jedem Konzert nur 100 km fahren müssen. Das geht einfach nicht. Wir wissen nicht, was kommt. Wir müssen auch große Strecken hinnehmen und damit verbunden müssen wir auch abends schon ein Stück fahren, dass wir am nächsten Tag nicht mehr so viel fahren müssen. Das bedeutet, dass wir viel im Auto hängen, aber wir haben einen Fernseher und eine Playstation im Wohnwagen. Es sieht so aus, dass wir am Club ankommen, sofort aufbauen und Soundcheck machen. Dann noch anderthalb Stunden bis zum Auftritt, schnell essen reinpacken. Es ist schon ein recht strenger Ablauf. Ich hätte schon gerne auch die Städte angeschaut, aber dafür ist keine Zeit. Aber eigentlich macht alles Spaß.

Habt ihr heute entschieden doch keinen Eintritt zu nehmen?

M: Der Veranstalter hat uns gefragt, ob das okay wär, weil die ganzen Clubs drum herum auch keinen Eintritt nehmen. Außerdem ist das auch alles vertraglich mit der Gage und so geregelt, da ist das alles kein Problem.

Habt ihr bestimmte Idole und fließt es in eure Musik ein?

M: Ja, dieser Geschmack fließt auf jeden Fall ein. Unser großes Vorbild ist Trent Reznor von "Nine Inch Nails", wobei wir nicht ganz so düster und ganz so hart sind.

Würdet ihr auch politische Musik machen?

M: Eher nein. Wir sind politisch recht uninteressiert. Leider. Ich find Politik schon wichtig. Aber irgendwie...
Bernd schreibt die Texte und beschreibt immer eine Stimmung oder eine Zustand, den er gerade hat. Ein Gefühlszustand. Die Texte sind manchmal recht zusammenhangslos. Er möchte die Texte so offen halten, dass sie wirklich jeder für sich deuten kann. Unterschiedlich auch. Die politische Meinung und Bands sind eben auch recht plakativ. Bernd gibt seinen Texten auch hauptsächlich mit der ungewohnten Betonung eine besondere Bedeutung.

Wieviel Entscheidungsfreiheit gesteht euch die Plattenfirma zu?

M: Bei der Plattefirma sitzen auch Kaufmänner und die denken natürlich auch manchmal ganz anders. Wir hatten bei der Produktion komplette Entscheidungsfreiheit. Das war auch unser wichtigstes Anliegen. Auch bei der Grafik hatten wir absolute Entscheidungsfreiheit. Die einzigen Aussagen, die wir vorgesetzt bekommen, aber auch da können wir noch Einspruch einlegen, sind Interviews, Auftritte und Promo.
Marc hat 3 Wochen mit der Plattenfirma zusammengesessen und den Vertrag aufgesetzt. Jeder hat irgendwo noch etwas rausgeholt und von daher war es klar, auf was wir uns einlassen.

Hast du einen Lieblingstrack auf dem Album?

M: Oh, das ist schwer. "Science Of Control" ist geil. Live macht am meisten Spaß "Its No Good Crying". Wobei es beim Produzieren eine "Hau-Ruck-Aktion" war. Und auch "Change Of Creativity".

Nervt es irgendwann jeden Abend die gleichen Songs zu spielen?

M: Nerven tuts nicht, aber es stumpft ab. Man bekommt Routine. Aber beim Konzert selber, wenn man dann wirklich spielt und singt dann ist es ein eigenes super Erlebnis. Aber es ist halt keine Euphorie mehr danach und davor keine Übernervosität.

Steh ihr noch hinter allem, was ihr aufgenommen habt oder bereut ihr bestimmte Aufnahmen?

M: Wir stehen absolut dahinter. Wir sind auch recht konsequent. Wir haben das Album aufgehört zu produzieren und waren mit vielen Sachen unzufrieden, wär nicht normal, wenns nicht so wär. Aber wir haben gesagt so schließen wirs ab, sind stolz drauf. Das war zu dem Zeitpunkt echt ein super Werk geworden und deswegen verfechten wirs auch so grundsätzlich. Wir haben jetzt nicht den Gewissenskonflikt, wie wirs hätten anders und besser machen können.

Willst du noch irgendwas zu den Bizarre-Radio-Lesern sagen?

M: Schaut einfach auf unsere Website, ladet die Songs runter und versucht euch mit der Band auseinander zu setzen.

Maja Schwob26.12.2003

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