Cd-Besprechung

TOY - Join The Dots

TOY

Join The Dots

Heavenly / [PIAS] Cooperative
  Vö: 06.12.2013

Bewertung:  11 Punkte
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Musik macht laut am meisten Spaß!

Dieser Satz ist so allgemeingültig, dass ich ihn eigentlich auf einer Musikseite nicht extra schreiben müsste.
Wenn ich allerdings sehe, wie viele Leute in meinem Umfeld Musik unterwegs auf eher fragwürdigen Kopfhörern hören und zu Hause meist nur noch Laptoplautsprecher oder recht schäbige Soundsysteme nutzen, dann möchte ich diesen Fakt durchaus noch einmal betonen.
Erst recht, wenn man es mit dem Album „Join The Dots“ von TOY zu tun hat.
Eigentlich handelt es sich hier um einen auf einem Tonträger eingesperrten Liveauftritt, der wie Spielbergs Velociraptoren die Schwächen des Käfigs testet, in dem er gefangen ist.
Nicht nur wurde die Musik zu einem Großteil live im Studio eingespielt, sie wurde dann auch bewusst verwaschen und stellenweise dumpf abgemischt.
Das Ergebnis ist ein Album, dass, die richtige Musikanlage und verständnisvolle Nachbarn/Mitbewohner vorausgesetzt, einen mitreißenden, trippigen Groove erzeugt.
Immer wieder stechen Höhen in den Ohren und wummern Bässe kräftig in der Magengegend.
Das sind keine Produktionsfehler, im Gegenteil, sie sind wichtiger Bestandteil des psychedelischen Erlebnisses, welches mit falschem Equipment schlicht verloren gehen würde.
Das wäre sehr schade, denn mehr noch als auf dem selbstbetitelten, häufig melodiöseren Vorgänger, der noch sehr nach „The Horrors“ klang, geht es auf dem Zweitling um die Stimulation der Sinne und dem daraus resultierendem Kopfkino.
Jemandem, der nur schnell mal reinlauscht, wird möglicherweise dieser Aspekt des fast einstündigen Werks der fünf Londoner entgehen.

Die ersten Songs von Join The Dots dienen als Mission Statement. Den Auftakt macht das Instrumentalstück „Conductor“, das mit seinen Spacerock-Effekten und Krautrock-Rhythmen den Unterbau des Sounds der Band vorführt. Wem wie mir das vor ein paar Monaten erschienene „II“ von Föllakzoid gefallen hat, der fühlt sich gleich wohl.
Weiter geht es mit dem deutlich kürzeren Psych/Indie-Pop von „You Won´t Be The Same“.
Hier hören wir zum ersten Mal Tom Dougalls verträumt hallende Stimme.
Mit dem Titeltrack werden dann beide Stilelemente eindrucksvoll zusammengeführt. Gerne würde ich diesen Song live erleben.
Anschließend werden die beiden Seiten der Band in verschiedensten Varianten kombiniert und gegeneinander kontrastiert, bevor das Album mit meinem persönlichen Höhepunkt dem fast zehnminütigen „Fall Out Of Love“ endet.
Dieser Song hat wohl den einzigen packenden Refrain, der so etwas wie eine Erlösung in Form eines ohrwurmwürdigen Moments bietet.
Ich will damit nicht gesagt haben, dass der Rest des Album verkopft und anstrengend ist, denn es wimmelt von Gesangs-, Gitarren-, Bass- und Synthesizer-Melodien, die mal mehr oder weniger tief im Mix verbuddelt sind. Aber ich möchte nochmals betonen, dass es für mich eher um die repetitiven Grooves geht, die alles miteinander verbinden.

Die einzige Kritik, die mir zu diesem sehr angenehmen Album einfällt, ist daher auch, dass ich mir wünschen würde, dass es der Band gelungen wäre die einzelnen Songs wie bei einem DJ-Set noch besser miteinander zu verschmelzen.
Die kreative Rhythmus-Fraktion versucht mit plötzlichen Tempowechseln (z.B. in „Too Far Gone To Know“), unterschiedlichen Perkussionsinstrumenten (sogar ein Pauke im Song „Left To Wander“) und Breaks unterschiedliche Körperteile zum mitwackeln zu animieren.
Es ist dann beinahe schade, wenn der Trip immer mal wieder kurz unterbrochen wird. Das ist aber eine Kleinigkeit.

Ich kann dieses Album sehr empfehlen und bin bereits gespannt, was die Engländer als nächstes präsentieren. Sie haben nämlich angekündigt jährlich ein Album veröffentlichen zu wollen. Und im März sind TOY dann im Hamburger Molotow…

11 Punkte (von max. 15)

Mark L.12.12.2013

TRACKLIST
01. Conductor
02. You Won't Be The Same
03. As We Turn
04. Join The Dots (***)
05. To A Death Unknow
06. Endlessly (***)
07. It's Been So Long
08. Left To Wander
09. Too Far Gone To Know
10. Frozen Atmosphere
11. Fall Out Of Love (***)
[ *** Anspieltipps ]

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