Cd-Besprechung

The Charlatans - Simpatico

The Charlatans

Simpatico

Sanctuary (rough trade)
  Vö: 21.04.2006

Bewertung:  6 Punkte
Leserwertung:  8.2 Punkte
Stimmenzahl: 5

Wirklich vermisst hat man die Charlatans nicht. Was daran liegen mag, dass sie eigentlich gar nicht allzu lange weg waren – 2004 erschien das letzte Album „The Lake“. Aber kann sich daran noch ernsthaft jemand erinnern...? Wirkliche Freude kam dementsprechend auch nicht auf, als nun „Simpatico“ vorlag, das mittlerweile neunte Album der Band. Aber gut: es handelt sich ja immerhin um die Charlatans, die uns in den Neunzehnneunzigern mit einigen großen Alben, dem Hit „The Only One I Know“ und – vor allem – in der Kooperation ihres Frontmannes Tim Burgess mit den Chemical Brothers,„Life Is Sweet“, erfreuten. Insofern also genügend Gründe, der Platte eine Chance zu geben.

„Simpatico“ (irgendwie ein doofer Albumtitel) wurde produziert von Jim Lowe (u.a. Stereophonics), in den Hook End Manor Studios, Buckinghamshire, aufgenommen und schließlich Ende letzten Jahres im Townhouse, London, gemixt.

Leider missfällt gleich der Opener (gleichzeitig die erste Single): „Blackende Blue Eyes“ erinnert an Vieles, nichts Gutes, u.a. die (vielen) schlechten Momente von U2. Ein störende Piano-Hook, ein nach Stadion-Rock gemahnendes Schlagzeug mit einem eher fragwürdigen Break irgendwann in der Mitte, mittelprächtigem Songwriting und einem halbwegs annehmbaren Refrain.

Besser wird’s in der Folge nicht: „NYC“ funkt seltsam, der Refrain “New York....say what! I love you, I tell you, there’s no need to stop“ ist nicht nur auf musikalischer Ebene vollkommen daneben (INXS lässt grüßen), er zeigt auch gut, wie wenig die Charlatans mittlerweile zu sagen haben. Eben aus jenem Grund werden im weiteren Verlauf etliche Themen abgefrühstückt: „Dead Mans Eye“ handelt vom (Vietnam-)Krieg, „Glory Glory“ von einer Hochzeit junger Menschen (Hallelujah!). In „Sunset And Vine“ wird konsequenter Weise ganz auf Gesang verzichtet. Weniger als alle anderen Lieder sagt es dennoch nicht.

Die größte Ärgerlichkeit bleibt aber die Musik selbst. Natürlich haben sich die Charlatans immer durch Abwechslungsreichtum ausgezeichnet, Ideenreichtum und einen „open mind“. Dennoch gehen sie hier, mit offensichtlich Dub- und Reggea-geschwängertem Material, in eine völlig falsche Richtung. Tatsächlich gibt es nicht ein einziges Lied, das es vermag, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Den Charlatans bleibt insofern nur die Hoffnung, dass es genügend Hörer gibt, die aufgrund alter (Groß-)Taten genügend „Simpatico“ für sie aufbringen und dennoch den Kauf des Albums wagen - was bei der Fülle an guten Veröffentlichungen in den letzten Wochen und Monaten durchaus schwierig werden dürfte!

6 Punkte (von max. 15)

Daniel Höfelmann18.04.2006

TRACKLIST
01. Blackened Blue Eyes
02. NYC (There's No Need To Stop)
03. For Your Entertainment
04. Dead Man's Eye
05. Muddy Ground
06. City Of The Dead
07. Road To Paradise
08. When The Lights Go Out In London
09. The Architect
10. Glory Glory
11. Sunset & Vine
[ *** Anspieltipps ]

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