Cd-Besprechung

Mew

And The Glass Handed Kites

Red Ink (rough trade)
  Vö: 03.02.2006

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  12.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ich gebe es am Besten wohl gleich zu. Der Verriss zu "And The Glas Handed Kites" von Mew lag schon halb geschrieben in der Schublade. Ich wollte erzählen von Kitsch, Überladenheit und Bombast. Von der Überflüssigkeit des ProgPops und der Überholtheit von Konzeptalben.

Doch spätestens bei dritten Hördurchgang tut sich eine neue Welt auf und mir wird klar, warum Mew in ihrer dänischen Heimat Superstars sind, die mit Preisen überhäuft werden. Hat man sich erstmal durch den Exzess durchgehört, eröffnen sich plötzlich filigranste Song-Strukturen, so fein gewebt, dass man denken könnte, sie zerfallen, würde man versuchen, sie zu greifen. Schillernde Pop Hymen greifen nahtlos ineinander über und nehmen den Hörer mit auf eine musikalische Achterbahnfahrt zwischen Wut, Verzweiflung, Hoffnung und Fröhlichkeit.

Dennoch- vordergründig bleibt zuckersüße Klebrigkeit und überladen wirkender Bombast. Oder kurz gesagt: Kitsch. Soundfrickeleien zwischen Radiohead und Sigur Rós, während the Polyphonic Spree den Chor bilden. M an könnte sich leichter verdauliche Kost vorstellen.

Theatralische Sperrigkeit, die mitunter auch gehörig rumpelt, um sich kurze Zeit später in ruhigereren, poppigen Fahrwässern an der Grenze zur epischen Schnulzigkeit wiederzufinden.

Mew verlangen mit „And The Glass Handed Kites“ ihren Hörern eine Menge ab. Und nicht ein jeder wird sich die Zeit nehmen, die Songs in ihrer fast schon epischen Breite zu durchschauen. Doch wer es tut, wird reich belohnt und die Songs entfalten sich wie Rosen im Sonnenschein- zwar mit Dornen aber dennoch eine schöner als die Andere.

13 Punkte (von max. 15)

Nina Grannemann, 12.02.2006

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