Cd-Besprechung

Magic Arm - Images Rolling

Magic Arm

Images Rolling

Peacefrog
  Vö: 04.10.2013

Bewertung:  12 Punkte
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Von einem allgemeinen Trend möchte ich nicht sprechen, aber in diesem Jahr scheint es mir auffällig viele gute Alben zu geben, die ziemlich direkt von der Pop- und Rockmusik der späten 60er und frühen 70er Jahre inspiriert wurden. Denn vielleicht ist es eben nur meiner persönlichen und recht zufälligen Auswahl geschuldet, dass Musik mit Streichern, Bläsern und Beach Boys Gesangsharmonien für mich in diesem Jahr aus der Masse der Veröffentlichungen herausragen.
Zuletzt von mir besprochen wurde ja z.B. Crystal Stilts „Nature Noir“. Jim James mit seinem Album „Regions of Light and Sound of God“ zähle ich durchaus dazu und Anfang des Jahres kam „Cabinet Of Curiosities“ von Jacco Gardner heraus.
In diesem Moment höre ich gerade „Brain Holiday“ von Dead Gaze und sogar hier begegne ich Elementen aus der „Goldenen Ära des Rocks“. Möglich also, dass das alles nur Einbildung ist, ich übertreibe oder ich schlicht aktuell für diesen Sound sensibilisiert bin.

Mit Gardners Debüt kann man Magic Arms „Images Rolling“ jedenfalls gut vergleichen.
Produktion, Instrumente, Stimmung und der Klang der Stimme ähneln sich so sehr, dass einzelne Songs wohl problemlos innerhalb der Alben ausgetauscht werden könnten.
Um besser erklären zu können, was Marc Rigelsford, der Mann hinter Magic Arm, uns hier für ein Werk abgeliefert hat, werde ich diese Ähnlichkeit nutzen.
Cabinet of Curiosities ist ein gutes Album, welches ich in den letzten Monaten häufig gehört habe. Images Rolling ist besser.

Obschon es sieben Minuten kürzer ist, scheint es mehr Inhalt zu bieten, denn Gardner schreibt eher traditionell anmutende Popsongs, wohingegen Multiinstrumentalist Rigelsford innerhalb eines Tracks Instrumente und Melodien stärker variiert und die Songstrukturen gern aufbricht. So z.B. bei „Warning Signs“. Der Song wird durch eine Klaviermelodie eingerahmt, die in der Mitte für nur wenige Sekunden wieder auftaucht. Abrupte Wechsel kennzeichnen das Album und sorgen für die von mir so oft beschworene Dynamik und Abwechslung. „Under The Eaves“ ist ein gemächlicher Song, bis nach zwei Minuten und sechzehn Sekunden Drums und Synthesizer darüber hereinbrechen. „You Have Won“ endet sehr plötzlich um dann in den letzten 50 Sekunden mit einer Klaviermelodie unterstützt von ein paar Effekten auszulaufen.

Ich habe beiläufig nun schon die nächsten Vorteile von Magic Arms zweitem Album genannt. Unverkennbar retro im Ansatz fügt es sehr geschmackvoll Synthesizer und (Loop-)Effekte hinzu um dennoch frisch und aufregend zu klingen.
Es macht mir Spaß anzuhören, wie der Mann aus Manchester seine Stimme in „You Have Won“ verfremdet um die traditionellen Gesangsharmonien aufzulockern. Ähnlich geht er mit dem Akkordeon in „Is History“ vor. Wie bei „Great Life“, in dem das energisch angeschlagene Klavier, welches mich an Erik Enockssons Soundtrack zu „Farväl Falkenberg“ erinnert, mit Synthesizern verschmilzt, sind die Grenzen zwischen elektrisch und analog auf Images Rolling stets fließend. Dagegen wirkt Jacco Gardners Sound beinahe etwas altbacken.
Ich bin selten so spezifisch, was die Beschreibung einzelner Songs angeht, aber auf Images Rolling gibt es sehr viel zu entdecken. Genau daher ist es „länger“, als die Spielzeit allein es vermuten lässt.

Texte? Egal! Die spielen hier keine große Rolle, behaupte ich dreist, auch wenn sich die Zeile „soon I´ll be back in hell” des Songs „You Have Won“ so tief in mein Unterbewusstsein gefressen hat, dass ich den Song nur noch so nennen werde.
Ich fasse mal die PR-Mitteilung zusammen. „Images Rolling“ bezieht sich auf das Leben, welches in der Erinnerung in bewegten Bildern vorbei zieht. Hier wird Nostalgie also mit etwas Melancholie angereichert und fertig ist das Gartenläubchen.

Und die Singles! Der Opener „Put Your Collar Up“ ist so eingängig, dass er nur von dem noch grandioseren „Is History“, bei dem Yann Tiersen wohl Pate stand, überboten wird. Beide werden zukünftige Partys bei mir auf jeden Fall ausschmücken.

Das Extralob für die gelungene Aufnahme in Eigenregie und im eigenen Hause darf ich nicht vergessen.

Aber nun reicht es auch.

Eine negative Kritik habe ich nicht. Ich gebe dennoch keine 13 Punkte aufwärts. Ich finde Noten in diesem Bereich sind Alben vorbehalten, die auch nach Jahren im Gedächtnis bleiben bzw. wie kaum ein anderes Werk eine bestimmte Zeit oder einen Stil prägen.

Ganz tolles Album. Jeder sollte hier mal reinhören!

12 Punkte (von max. 15)

Mark L.22.10.2013

TRACKLIST
01. Put Your Collar Up
02. You Have Won (***)
03. Warning Sign
04. Great Life
05. Lanes
06. Type Endlessly
07. Is History (***)
08. Tonight I Walk (***)
09. Under the Eaves
10. The Flood
[ *** Anspieltipps ]

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