Cd-Besprechung

Destroyer - Your Blues

Destroyer

Your Blues

Talitres
  Vö: 06.09.2004

Bewertung:  10 Punkte
Leserwertung:  15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

Destroyer? Cool, heute mal wieder was Lautes, mit Double-Bass und allem drum und dran! Obwohl, Your Blues? Vielleicht ein Heavy-Metal-Barde auf Solo-Irrungen?

Ha, selten so weit gefehlt wie hier! Destroyer besteht im Wesentlichen aus einem gewissen Daniel Bejar aus Vancouver sowie einigen Mitmusikern. Und Ersterer könnte nämlich wenigen bereits als Songwriter von kleinen Pop-Hymnen mit seinen verblichenen New Pornographers bekannt sein.

Was sich dann beim ersten Durchgang von "Your Blues" offenbart, ist erstmal schwer einzuordnen, aber schon der erste Blick ins Booklet zeigt: Wow, hier erzählt einer Geschichten! Mal flüsternd, mal fast schreiend, manchmal auch irgendwie quietschend. Untermalt hier Bejar's Gesang und Lyrics die Musik oder umgekehrt? Beides ist interessant genug. Vielmehr ergänzt sich das Ganze zur oft besagten eigenen Atmosphäre. So wird z.B. im Opener "Notorious Lightning" gleich der Hang zum Dramatischen offensichtlich, wenn mit Streichern und Trompeten aufbrausend "and someone's got to fall before someone goes free!" lauthals deklariert wird.

Was folgt, sind jedes für sich lyrische Kleinode, mal mit Handclaps, milderem Gesang und deutlichem Hang zum großen Popsong. Und dann: Immer wieder Pauken, Bläser, Synthesizer, der Hang zum Großen. Manchmal nah am Kitsch, schon mit einem Bein drin, versinkt gottseidank nicht alles darin. Denn dafür ist das, was Daniel Bejar hier erzählt und lautmalt, nämlich doch zu sympathisch.

Man fühlt sich an vieles erinnert: Die schluffig-lockere Kreativität von Modest Mouse, die kleinen Dramen eines Conor Oberst, selbst die Pet Shop Boys scheinen heimlich im Background ausgeholfen zu haben. Und manch ganz pompöser Chor, hier meist einstimmig vorgetragen, könnte von den Polyphonic Spree in den Himmel getragen werden. Über weite Strecken ist das groß, aber leider selten wirklich leicht verdaulich und oft zäh. Dass man tolle Indie-Songs schreiben könnte, beweist Bejar durchaus im vorletzten "What Road" - doch ganz so einfach möchte er es sich anscheinend nicht mehr machen.

2002 wurde bereits mit "This Night" ein Album veröffentlicht, an dem sich die berühmten Geister schieden. Abgefeiert von den Einen als Opus, wird genau das von Anderen kritisiert. "Your Blues" könnte es schlechtesten Falles ähnlich ergehen.

Wer aber viel Synthie, Trommeln, weniger Gitarre und die große Geste mag, liegt im Herbst mit "Your Blues" nicht falsch - unterhalten wird man allemal.

10 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof29.09.2004

TRACKLIST
1. Notorious Lightning
2. It's Gonna Take An Airplane ***
3. An Actor's Revenge ***
4. The Music Lovers
5. From Oakland To Warsaw
6. Your Blues
7. New Ways Of Living
8. Don't Become The Thing You Hated
9. Mad Foxes
10. The Fox And The Hound
11. What Road ***
12. Certain Things You Ought To Know ***
[ *** Anspieltipps ]

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