Cd-Besprechung

Nils Koppruch - Den Teufel tun

Nils Koppruch

Den Teufel tun

V2 / Rough Trade
  Vö: 05.04.2007

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  13.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

Staubtrockene Musik zwischen Americana, Folk und Blues und Texte voller hanseatischer Lakonie und Ironie. Das war Fink. Musikalisch macht Sänger und Texter Nils Koppruch auf seinem ersten Solo-Album „Den Teufel tun“ genau dort weiter, textlich schlägt er aber eine neue Richtung ein. Die Texte sind weniger kryptisch, weniger ironisch, dafür umso hoffnungsfroher. So heißt es im schunkelnden, mit einem betörenden Refrain ausgestatteten „Nicht die Bienen“: „Egal wie kurz das Streichholz ist, das du gezogen hast, ein Feuer kriegt man immer damit an“. Und der Rausschmeißer des 12-Songs-Albums heißt programmatisch „Noch nichts ist verloren“.

Und noch etwas ist neu auf „Den Teufel tun“: Der Hamburger Koppruch scheint den Romantiker in sich entdeckt zu haben. „Mein einziges Lied“ ist ein waschechtes Liebeslied voller Sehnsucht und Hoffnung. Mit dem charmanten „Komm küssen“ gibt es auf dem Album sogar einen echten Hit: „Warum sollen wir noch warten. Wir stehen in einer offenen Tür und dahinter liegt ein goldener Garten. Sag doch, willst du nicht küssen mit mir?“ Eigentlich ein Fall für die Hitparaden. Ob Koppruch dort, in den Mainstream aber überhaupt hin will?

Seine „Heimweh“ titulierte Abrechnung mit dem Hurra-Patriotismus der Fußball-WM spricht jedenfalls dagegen. Als „Darm unserer Zeit“ bezeichnet er die Angepassten, die mit „neuem Hemd und neuen Namen“ alle gleich singen. Der Text ist dabei so verquer, dass ihn die Angesprochenen wohl nicht verstehen werden. Aber auch musikalisch steht der Song mit seiner kreischenden E-Gitarre etwas abseits. Dominiert doch sonst der pure Folk/Americana-Stoff, also Gitarren, Banjo und Koppruchs raspelnde Stimme, die übrigen elf Songs. Trotzdem „Den Teufel tun“ ist ein Album aus einem Guss. Ein Muss für alle Fink-Fans und eine Entdeckung für alle aufgeschlossenen Musikliebhaber.

11 Punkte (von max. 15)

Sven Rindfleisch18.04.2007

TRACKLIST
1. Den Teufel tun
2. Näher seit gestern
3. Komm küssen***
4. So wie im Film
5. Nicht die Bienen***
6. Heimweh
7. Einmal
8. Mein einziges Lied***
9. Staub und Gold
10. Mit eigenen Augen
11. In die Stille
12. Noch nichts verloren
[ *** Anspieltipps ]

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